Analyse: Pius-Bruderschaft facht Kirchenstreit erneut an

Am Samstag sollen in Bayern drei neue Pius-Priester geweiht werden – trotz des Verbots aus Rom.

Bonn. Mit einer Reihe von Priesterweihen facht die erzkonservative Bruderschaft Pius X. den Streit mit der katholischen Kirche erneut an. Am Samstag sollen im bayerischen Zaitzkofen drei Priester der umstrittenen Gemeinschaft geweiht werden, obwohl der Vatikan dies untersagt hat. In den USA waren kürzlich neue Geistliche eingeführt worden. Weitere Weihen sind in der Schweiz geplant.

Damit gerät Papst Benedikt XVI. erneut in Erklärungsnot, warum er die Wiederannährung an eine Bewegung sucht, die sich offenbar wenig um Vorgaben aus Rom schert. Bereits die Aufhebung der Exkommunikation des Bruderschafts-Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson im Januar hatte dem Papst harsche Kritik eingebracht.

Die Bruderschaft will in den verbotenen Weihen keinen Angriff auf den Vatikan sehen. "Die Tatsache, dass Weihen ohne direkte kirchliche Erlaubnis vorgenommen wurden, liegt im schweren Notstand, in welchem sich die Kirche aktuell befindet", erklärte der Leiter der Priesterseminars in Zaitzkofen, Stefan Frey. Mit Notstand meint Frey, dass die Tradition der Kirche "von modernistischen Kräften aufs Bitterste bekämpft und unterdrückt" werde.

Das sieht die offizielle katholische Kirche ganz anders. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte erklärt, die Pius-Bruderschaft habe sich selbst von der katholischen Kirche abgespalten. Die geplanten Weihen verstoßen demnach "gravierend gegen die Ordnung und das Recht der Kirche". Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Bischofskonferenz, äußerte im Deutschlandfunk den Wunsch, der Vatikan möge ein klärendes Wort sprechen: "Ich hoffe, dass auch hier auf diese Provokation durch die Pius-Bruderschaft dann auch die klare Antwort kommt."

Auch das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) als Vertretung von katholischen Laien sieht den Kurs der Pius-Bruderschaft mit Sorge. Deren Verhalten stoße auf "allergrößtes Unverständnis", sagte ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius. Papst Benedikt XVI. hatte im vergangenen Januar zwar den kirchenrechtlichen Ausschluss von vier Bischöfen der Bruderschaft aufgehoben, aber damit noch keine religiösen Handlungen wie Priesterweihen erlaubt.

Die drei Männer, die am Samstag geweiht werden, stammen aus Schweden, Polen und der Schweiz. Mit den Weihen in den USA und der Schweiz werden 21 neue Geistliche in ihr Amt eingeführt. Damit verfolgt die Pius-Bruderschaft das Ziel, "der Kirche seeleneifrige, im katholischen Glauben fest verankerte Priester zu schenken". Allerdings weiß der Vatikan noch nicht recht, wie er mit diesem Geschenk umgehen soll.

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