Altstadt von Wertheim unter Wasser

Wertheim/Magdeburg (dpa) - Das Hochwasser am Main hat am Montag drei Viertel der Altstadt von Wertheim überflutet. Betroffen sind etwa 1300 Menschen und rund 500 Gebäude, davon ein hoher Anteil mit Geschäfts-, Büro- und Praxisräumen.

Am frühen Abend stieg der Wasserstand auf 5,93 Meter. Die Scheitelwelle wurde nach Angaben der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale (HVZ) mit etwa sechs Metern erwartet. Der normale Wasserstand in der 24 000 Einwohner zählenden Stadt am Zusammenfluss von Main und Tauber beträgt 1,50 Meter.

„Die Lage bleibt weiter sehr angespannt“, sagte Volker Neumeier, Einsatzleiter der Stadt Wertheim, nach einer Lagebesprechung des Krisenstabes. Für etwa fünf Stunden werde das Wasser auf hohem Niveau bleiben und erst in der Nacht zum Dienstag anfangen zu sinken.

Auch in anderen Regionen hält das Hochwasser die Menschen länger in Atem als erwartet. In Nordrhein-Westfalen ertrank am Montag ein 53-jähriger Rollstuhlfahrer, der in der Nähe von Aachen in einen Fluss stürzte und ertrank. Der Mann war nach Polizeiangaben auf einem Radweg unterwegs und wollte eine vom Hochwasser ausgespülte Stelle umfahren. Auf weichem Untergrund kippte sein Rollstuhl um und stürzte in die Rur, einen Nebenfluss der Maas. In Belgien wurden nach Medienberichten zwei Mädchen vermisst, die beim Spiel in die Maas gefallen waren.

Weiterhin keine Spur gab es in Nordhessen von einem Unbekannten, der auf der Flucht vor der Polizei in der Nacht zum Samstag in die eiskalte Fulda bei Kassel gesprungen war. Bereits am Donnerstag war ein 59 Jahre alter Mann in Südhessen in einen Fluss gestürzt. „Wir gehen davon aus, dass er nicht mehr lebt“, sagte ein Sprecher der Polizei in Darmstadt.

Das Hochwasser der Elbe hat dazu geführt, dass Schiffe die Brücken nicht mehr passieren können, wie der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg, Friedrich Koop, mitteilte. Auf dem Flusslauf zwischen Tschechien und Sachsen-Anhalt wurde die Schifffahrt eingestellt. Zuletzt habe es 2006 eine vergleichbare Situation gegeben, sagte Koop. „Nach den Prognosen erwartet uns ein langandauernder Hochwasserscheitel.“ Experten rechnen für den Landkreis Prignitz mit einer Hochwasserperiode, die drei bis vier Wochen dauern könnte.

Angespannt ist die Lage weiterhin auch an der Saale, der Schwarzen und der Weißen Elster sowie an der Bode. Die Stadt Halle forderte die Bewohner in Halle-Neustadt auf, vorsorglich ihre Keller zu räumen und gegebenenfalls Pumpen zu installieren. Da das Wasser der Saale wegen des Hochwassers schlecht abfließen könne, sei auch das Grundwasser stark gestiegen. In Halle-Neustadt leben etwa 45 000 Menschen. Der Saale-Pegel Halle-Trotha zeigte am Montag 6,89 Meter, drei Zentimeter unter dem am Sonntagabend erreichten Scheitel der Hochwasserwelle, dem höchsten Wasserstand seit 1955. Normal sind zwei Meter.

Eine neue Hochwasserwelle überflutete am Montag Wertheim am Main. Der übliche Wasserstand in der 24 000 Einwohner zählenden Stadt am Zusammenfluss von Main und Tauber beträgt 1,50 Meter. Am Montagnachmittag wurden 5,89 Meter registriert. Zum Schutz gegen die Fluten waren am Wochenende zusätzliche Sandsäcke verteilt worden. Bereits am vergangenen Mittwoch hatte das Wasser in der Stadt im Main-Tauber-Kreis 5,80 Meter hoch gestanden.

In den übrigen Regionen in Baden-Württemberg entspannte sich die Lage ebenso wie in Bayern. An der Donau gingen die Wasserstände deutlich zurück. In der Drei-Flüsse-Stadt Passau lag der Pegel der Donau am Nachmittag um 120 Zentimeter unter dem Höchststand von 9,07 Metern vom Freitag, Tendenz weiter fallend. „Auch die Schneeschmelze spielt keine Rolle mehr“, sagte ein Sprecher des Hochwassernachrichtendienstes. „Das meiste ist weg.“

In vielen anderen Städten und Gemeinden begann bereits das große Aufräumen. In Regensburg wurden die Schutzwände abgebaut und gereinigt, damit sie im Fall des Falles wieder einsatzbereit sind.

An der Werra in Nordhessen war das Wasser am Wochenende stark gestiegen, am Montag gab es noch einen leichten Anstieg. Auch an der Fulda wurden noch steigende Pegelstände erwartet.

Nach der Havarie eines Tankschiffs im Rhein warten dort schätzungsweise 200 Schiffe auf die Weiterfahrt. Der Rhein zwischen Mainz und Koblenz war zudem wegen Hochwassers gesperrt. Der mit 2400 Tonnen Schwefelsäure beladene deutsche Tanker liegt nahe des Loreleyfelsens auf der Seite.

Diese Woche soll sich der Winter mit Frost und Schnee zurückmelden. Der Wind über der Nordsee dreht allmählich auf Nord, so dass kalte Luft die Temperaturen wieder deutlich senken wird. Die Kaltfront von Tief „Evangelos“ werde Deutschland in den nächsten Tagen überqueren und die Temperaturen wieder gegen den Gefrierpunkt drücken, sagte Meteorologin Johanna Anger vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Das bedeutet zunächst Regen, ab Mittwoch Schnee auf den Bergen, und am Donnerstag auch im Flachland Schneefall.

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