Schon vier Geisterfahrer-Unfälle seit September Alptraum Geisterfahrer: Unfälle sind selten, doch oft verheerend

Für Autofahrer ist die Vorstellung der Horror: Auf der eigenen Spur kommt ein Fahrzeug entgegen, ausweichen unmöglich. Bei Paderborn hat vermutlich ein solcher Geisterfahrer einen tödlichen Crash ausgelöst - es wäre der vierte in Nordrhein-Westfalen seit September.

Symbolbild

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Foto: dpa

Paderborn. Frontal krachen auf einer Autobahn bei Paderborn zwei Autos ineinander, drei Menschen sterben. Bestätigen sich die bisherigen Ermittlungen der Polizei, dass vermutlich ein Geisterfahrer den Crash auslöste, wäre das der vierte tödliche Falschfahrer-Unfall auf einer Autobahn in Nordrhein-Westfalen seit September. Erst vor einer Woche hatte ein Falschfahrer auf der Flucht vor der Polizei bei Düsseldorf einen anderen Autofahrer mit in den Tod gerissen.

Welche offenen Fragen gibt es noch zum Unfallhergang?

Das genaue Geschehen in der Nacht zum Montag auf der Autobahn 33 ist noch nicht abschließend geklärt. Die Zeugenaussage, dass ein Falschfahrer die Verantwortung trägt, muss erst noch durch die Auswertung der Spuren belegt werden. Auch war zunächst unklar, welcher der an dem Frontalzusammenstoß beteiligten Wagen möglicherweise in falscher Fahrtrichtung unterwegs war und warum.

Wie groß ist die Gefahr einem Falschfahrer zu begegnen?

Unglücke ausgelöst durch Geisterfahrer prägen sich ein - oft berichten Medien breit über solche Unfälle. Auch Warnungen im Verkehrsfunk haben Vielfahrer präsent im Ohr. Dennoch sind Unfälle mit Geisterfahrern Experten zufolge seltene Ereignisse. Um die 2200 Falschfahrer auf Autobahnen werden laut ADAC pro Jahr gemeldet, wobei sich viele davon als Falsch- oder Doppelmeldungen entpuppten. Studien zufolge sind dabei etwa die Hälfte der Geisterfahrer in der Nacht, viele am Wochenende unterwegs. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) machen Geisterfahrer-Crashs jedoch nur etwa 0,2 Prozent aller schweren Unfälle aus. Die Folgen seien jedoch meist vergleichsweise schwerwiegend. Bei knapp jedem sechsten Unfall sind Tote zu beklagen, bei einem Drittel gibt es Verletzte.

Wie kommt es zu Falschfahrten auf der Autobahn?

Die Gründe und Begleitumstände, warum Autofahrer überhaupt in verkehrter Richtung auf der Autobahn fahren, sind den Experten zufolge vielfältig - und oft nicht abschließend ermittelbar. Zwei Gruppen seien auffällig häufig unter den Falschfahrern: Junge Fahrer, die zuviel Alkohol getrunken oder Drogen genommen hätten und ältere Menschen, die durch Medikamente beeinträchtigt seien, so der ADAC. In 18 Prozent der Unfälle stand der Falschfahrer unter Drogeneinfluss, hat auch das Bast in einer Studie ermittelt. Meist fahren die Geisterfahrer demnach an einer Abfahrt falsch auf die Autobahn, gewendet wird dagegen seltener.

Welche Maßnahmen halten Experten für sinnvoll?

Versehentliche Falschfahrten kommen laut ADAC häufiger an unübersichtlich beschilderten Auf- und Abfahrten vor. „Da kann es schnell passieren, dass ein Autofahrer den Überblick verliert, vor allem in der Dunkelheit“, sagte ein Sprecher des Autoclubs kürzlich der Deutschen Presse-Agentur. Doppelte Linien, deutliche Pfeile und reflektierende Schilder könnten für bessere Orientierung sorgen. Um an Gefahrenstellen frühzeitig nachzubessern, empfiehlt auch die Bast regelmäßige Kontrollfahrten. Der ADAC hält zudem an gefährdeten Stellen gelbe Geisterfahrer-Warntafeln „als letzte Warnung“ für sinnvoll. So etwas gibt es beispielsweise in Österreich. Doch eine traurige Gewissheit haben auch die Experten: Falschfahrer, die sich umbringen und andere mit den Tod reißen wollen, werden nie ganz aufzuhalten sein.

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