Aktion im Zoo Münster: Zahlen, so viel man möchte

Zoo-Besucher konnten einen Monat lang selbst entscheiden, was ihnen der Eintritt wert ist. Der Tierpark nahm sogar mehr ein.

Münster. Bezahlen Sie, so viel Sie wollen! Mit dieser Idee hat der Allwetterzoo Münster in den vergangenen vier Wochen erneut einen Besucherboom erlebt. Zum ersten Mal hatte der Zoo die Aktion im Dezember 2012 und in der ersten Januarwoche gestartet. Das Ergebnis: Die Zahl der Besucher stieg im Vergleich zum Vorjahr um das Fünffache. Und: Die Einnahmen verdoppelten sich. Bundesweit fand die Idee Beachtung. „Die Aktion ist eine hervorragende Werbung“, sagt Zoodirektor Jörg Adler, der auch beim aktuellen Durchgang etwa zweimal so viele Besucher wie üblich durch den Tiergarten schlendern sah. „Die Aktion hat sich finanziell gelohnt, auch wenn wir Investitionen tätigen mussten“, sagte gestern Sprecherin Ilona Zühlke.

Um dem Erfolg des Bezahlmodells auf die Schliche zu kommen, untersuchte Marketingspezialist Marcus Kunter von der RWTH Aachen die Aktion im Winter. Unter anderem stellte er dabei fest: Die Masse macht’s. Zwar bezahlten die Besucher bei der freien Preisentscheidung im Schnitt weniger, aber der Gästeansturm glich die Differenz aus. Zudem habe der Zoo davon profitiert, dass die Fixkosten generell hoch und die variablen Kosten gering sind. „Egal wie viele Besucher kommen, die Tiere müssen gefüttert werden“, so Kunter. Zudem könnten der gewünschte und der tatsächlich gezahlte Preis nicht so weit auseinanderdriften wie etwa beim Kauf eines Computers. Im sonst schwachen Dezember hatte der Zoo nicht all zu viel zu verlieren.

Bei dem Bezahlmodell spielt die Psychologie eine große Rolle. Der Kunde muss sich entscheiden: Will ich ein Schnäppchen machen, oder möchte ich mich fair verhalten? „Um sich wohl zu fühlen, liegt die Entscheidung bei den meisten genau dazwischen“, sagt der Psychologe Manuel Stegemann.

Ebenso spielt es eine Rolle, ob ein Kunde das Geld anonym auf einen dafür vorgesehenen Teller legt, oder direkt bei einer Service-Kraft bezahlt. „Beim direkten Kontakt ist der Druck höher“, erklärte der Wissenschaftler.

Unterm Strich nutzen Menschen die Aktion selten aus. Es sei denn, die Qualität oder das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen nicht. Ob sich das Modell „Zahl, so viel du willst“ dauerhaft durchsetzt, versucht die Forschung zu klären.

In Münster will man nun Konsequenzen ziehen: Die Struktur der Eintrittspreise soll flexibler werden. „Die bisherige Aktion wiederholen wir aber 2013 definitiv nicht“, sagte Zühlke.

In Krefeld und Wuppertal steht man dem Bezahlmodell skeptisch gegenüber. In Münster seien schließlich auch mehr Kosten angefallen, sagte Zoo-Verwaltungsleiter Karl-Joachim Flender. „Wuppertal ist in NRW ohnehin der günstigste große Zoo.“

Auch in Krefeld ist das freiwillige Bezahlen nicht angedacht. „Wenn mehr Besucher kommen, brauche ich zusätzliche Mitarbeiter. Es gibt mehr Müll, die Toiletten müssen häufiger gereinigt werden. Das kostet“, erklärt Petra Schwinn, Sprecherin des Krefelder Zoos. Sie warte deshalb die Auswertungen aus Münster ab. „Wenn sich der Umsatz verdoppelt, bedeutet das nicht das Gleiche für den Gewinn.“

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