Ärztemangel: Hamm kooperiert mit Stettin

Hamm. Die Schere klafft auseinander: Seit Jahren fehlt es in Deutschland an Ärzten. Doch einen Studienplatz in Medizin bekommen in Deutschland nur die Abiturienten, die Bestnoten vorweisen können. „Es wird immer schwerer, Mitarbeiter zu finden“, erzählt Prof. Christian Peiper, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Hamm (EVK).

Ärztemangel: Hamm kooperiert mit Stettin
Foto: dpa

Mit einer ungewöhnlichen Kooperation will die Klinik nun neue Ärzte für sich gewinnen.

Immer häufiger gehen angehende Mediziner zum Studium ins Ausland, weil dort die Ansprüche an die Abiturnote nicht so streng sind. Um diesen Nachwuchs wieder für Deutschland zu begeistern, ist eine Kooperation zwischen der Hammer Klinik und der Universität Stettin entstanden. Seit dem Wintersemester 2017/2018 ist das EVK Lehrkrankenhaus der polnischen Universität. Neun Mediziner eines internationalen Medizin-Studiengangs sind Anfang Oktober nach Nordrhein-Westfalen gezogen, um hier ein Jahr lang zu praktizieren, zu lernen und zu leben.

„Es läuft super an. Die Studenten sind engagiert und freuen sich, hier weiter zu lernen“, sagt Chefarzt Peiper. Der Ausbildungsstand der angehenden Mediziner unterscheide sich überhaupt nicht von dem junger Ärzte, die in Deutschland lernen. „Wir haben schon die Vision, dass das Programm ausgeweitet wird.“

Für Peiper selbst spielen Noten eine untergeordnete Rolle. „Chirurgie liegt beispielsweise nicht jedem. Es ist anstrengend. Wir brauchen eigentlich Leute, die schon mal ein Moped repariert haben. Weniger die, die nur Gedichte auswendig können“, bringt er es auf den Punkt.

Die Lehre in Stettin sei sehr gut, aber auch sehr streng. Die Sprachbarriere gehöre zu den größten Einschränkungen in Polen, erzählen die deutschen Studenten. Gelehrt wird zwar auf Englisch, aber Patienten-Gespräche sind umständlich. Nach dem Praktischen Jahr geht es für die Jung-Mediziner, die in Hamm ein Taschengeld von 450 Euro sowie eine Unterkunft erhalten, noch einmal zurück nach Polen für die letzten Examen. Dann können sie sich überall auf der Welt bewerben. lnw

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