200 Millionen für die Digitalisierung der Hochschulen

NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) stellte am Donnerstag die Kooperationsplattform „Digitale Hochschule NRW“ vor.

Düsseldorf. Die Hochschulen des Landes sollen bei ihren Digitalisierungsmaßnahmen in den Bereichen Forschung, Lehre und Infrastruktur bis zum Jahr 2022 vom Land unterstützt werden. Und zwar mit einer Investitionssumme von 200 Millionen Euro. Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) stellte gestern die Kooperationsplattform aus Hochschulen und Ministerium „Digitale Hochschule NRW“ gemeinsam mit Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität Wuppertal, und Marcus Baumann, Rektor der Fachhochschule Aachen, vor.

In Zukunft wollen die Hochschulen effektiver bei der Verwirklichung der digitalen Möglichkeiten, die diese Zeiten bieten, zusammenarbeiten. „Wir haben enormes digitales Potenzial im Land. Das wollen wir fördern, bündeln und netzwerkartig unter den Hochschulen nutzbar machen“, sagte die Ministerin. „Digitale Hochschule NRW ist eine Weiterentwicklung des Arbeitskreises DV-Infrastruktur.

Die Fördergelder sind nicht an Standorte, sondern an Ideen gebunden. Ein Beispiel aus dem Handlungsfeld Lehre ist das Programm „Fellowships für Innovationen in der digitalen Hochschullehre“. Es richtet sich an Lehrkräfte, die neue digitale Methoden in der Wissensvermittlung verwirklichen wollen. In den kommenden Jahren sollen jährlich bis zu 40 Fellowships von bis zu 50 000 Euro vergeben.

Die lassen sich etwa für die Einführung von sogenannten „Flipped Classrooms“ einsetzen, wie es sie die Fachhochschule Aachen, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen und die Technische Hochschule Köln bereits gemeinsam umgesetzt haben. Dabei dreht der Dozent vortragsartige Videos, die die Studenten sich fern der Hochschule anschauen. Die Vorlesungszeit wird dann nicht mehr für den Vortrag, sondern für die Vertiefung der Inhalte genutzt. In den USA gang und gäbe. Aber ersetzt das nicht die Präsenzuniversität? „Wohl kaum, der Austausch und das Umfeld an der Hochschule werden nach wie vor wichtig sein“, so Baumann.

Zwei weitere Schwerpunkte aus dem Programm sind das Thema IT-Sicherheit im Bereich Forschung und in Sachen Infrastruktur der Netzwerk-Ausbau. NRW-Wissenschaftler haben zur IT-Sicherheit eine Agenda mit Forschungsthemen erarbeitet, die mit voraussichtlich vier Millionen Euro unterstützt werden sollen. Dabei geht es auch um die Erarbeitung von sicheren Cloud-Softwares. Für den Netzwerk-Ausbau, bei dem der Vorstand von „Digitale Hochschule NRW“ den größten Nachrüstbedarf sieht, ist mit 100 Millionen Euro die Hälfte des gesamten Investitionsvolumens veranschlagt.

„Es gibt sicherlich Fächer, die sich besser für digitale Unterrichtsform eignen als etwa die „Alte Geschichte“. Am Ende kommt es aber immer auf den Dozenten an, wie er seine Lehrinhalte am besten vermitteln kann“, erklärt Lambert T. Koch. Die Dozenten würden bei der Digitalisierung ihres Unterrichts bei Bedarf auch fachliche Unterstützung erhalten. „Aber gerade die jungen Lehrkräfte sind in der Regel eh sehr technikaffin.“

Die Digitalisierung birgt auch Problematiken, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist. Marcus Baumann sieht vor allen Dingen Schwierigkeiten für die Studenten. „Man stelle sich vor, vor 40 Jahren saß ich noch mit einem Rechenschieber in der Chemieklausur. Die Studenten heute verrechnen sich teilweise um Tausende, weil sie mit Taschenrechnern großgeworden sind und ihnen das Gefühl für Zahlen fehlt. Und schon jetzt fühlen Studenten sich gestresst. Mit fortschreitender Digitalisierung wird das nicht besser.“ Eine Studie ergab kürzlich, dass Studenten überdurchschnittlich gestresst sind.

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