16-Jähriger verprügelt Polizisten

Polizei Wesel wollte Vorfall um Intensivtäter vertuschen.

Wesel. Ein 16-jähriger polizeibekannter Intensivtäter hat im Bahnhof von Wesel einen Bundespolizisten krankenhausreif geschlagen - und die Polizei wollte den Vorfall vertuschen.

"Wir wollten nicht, dass das Sicherheitsgefühl der Bahngäste beeinträchtigt wird", bestätigte am Dienstag der Weseler Polizeisprecher Josef Wißen gegenüber unserer Zeitung den Vorfall, der sich bereits am 30. März gegen 22 Uhr ereignet hatte.

Bundespolizist Carsten S.(30) war in Zivil auf dem Heimweg von seiner Duisburger Dienststelle nach Wesel. Im Regionalexpress Duisburg-Emmerich wies er drei rauchende Jugendliche auf das im Zug geltende Rauchverbot hin und wies sich dabei als Polizist aus.

Als er dann in Wesel auf dem Bahnsteig die Personalien der Jugendlichen feststellen wollte, schlug und trat der 16-jährige Muhammed A. zu, bis der Beamte zu Boden ging. Auch danach soll der 16-Jährige weiter zugetreten haben.

"Auf seine flehentlichen Rufe, dass er Polizist sei und Hilfe brauche, habe zunächst keiner der Umstehenden reagiert", zitiert Spiegel-Online einen Augenzeugen. Erst später habe sich ein Zeuge eingemischt und die Polizei alarmiert, bestätigte Polizeisprecher Wißen. Muhammed A. und der ebenfalls beteiligte und polizeibekannte Cantekin E. (21) wurden vorläufig festgenommen.

Beide kamen aber auf Beschluss des zuständigen Haftrichters wieder auf freien Fuß. Gegen Muhammed A. läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Duisburg wegen Körperverletzung.

Carsten S. kam mit schweren Quetschungen und Prellungen an Oberkörper, Unterleib und rechtem Handgelenk ins Krankenhaus. Er sei auch heute - drei Wochen nach der Tat - immer noch dienstunfähig, bestätigte Sandra Pfeifer, Sprecherin des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam.

Die Tat - und letztlich auch der Vertuschungsversuch der Weseler Kreispolizei - wirft ein bezeichnendes Licht auf die allgemeine Sicherheitssituation an den Bahnhöfen: Immer wieder kommt es dort zu Übergriffen, Pöbeleien und Schlägereien.

Doch Polizei-Präsenz bleibt Mangelware: Knapp zehn Minuten hatte die Weseler Polizei bis zum Eintreffen auf dem Bahnhof benötigt - Beamte der dort eigentlich zuständigen Bundespolizei trafen sogar erst nach anderthalb Stunden ein.

Einer der Gründe: Die für Wesel zuständige Bundespolizeiinspektion in Kleve leidet unter massivem Personalmangel. "Wir haben dort derzeit nur 43 Prozent unserer Soll-Stärke", sagt Axel Reichert von der Gewerkschaft der Polizei, Direktion Bundespolizei. Fehlzeiten wegen Krankheit, Lehrgängen und Abordnungen zu anderen Dienststellen würden die Stärke noch weiter verringern. Eine regelmäßige Präsenz der Bundespolizei in den Bahnhöfen am Niederrhein sei deshalb "praktisch nicht zu machen".

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