15 000 Bewerber für 3000 Jobs bei Frauen-WM

Frankfurt/Main (dpa) - Business-Kostüm neben Sweatshirt neben Sakko: Die Riege der Männer und Frauen, die sich um einen Job als freiwilliger Helfer bei der Frauenfußball-WM 2011 bewerben, ist bunt gemischt - und verdient „wahnsinnigen Respekt“, wie Ex-Nationalspielerin Steffi Jones meint.

Ein bisschen nervös zieht Joachim Bönig (20) seinen Führerschein aus dem Portemonnaie. Vor ihm sitzt Ex-Kriminalkommissar Gerhard Rüppel (65) und checkt mit routiniert scharfem Kripo-Blick die Personalien. Alles OK - der junge Mann darf fahren. Die Kontrolle, in die Bönig da geraten ist, hat er sich selbst ausgesucht: Er bewirbt sich als freiwilliger Helfer für die Frauenfußball-WM vom 26. Juni bis 17. Juli 2011. In zwölf unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen setzt das WM-Organisationskomitee rund 3000 ehrenamtliche Helfer ein. Bönig bewirbt sich für den Bereich Transport - wenn er Glück hat, für Promi-Transporte.

Glück haben nach Ansicht von Organisationschefin Steffi Jones ohnehin alle der rund 15 000 Bewerber, die ausgewählt werden: „Wenn man Volunteer ist, ist man mittendrin.“ Die ehemalige Frauenfußball-Nationalspielerin Jones ist nicht ganz neidlos: „Wenn ich nicht Nationalspielerin geworden wäre, wäre ich auch Volunteer geworden.“ Sie weiß genau, was die Helfer wert sind: „Sie verdienen wahnsinnigen Respekt. Ohne sie könnte man keine WM ausrichten, weil sie unbezahlbar sind.“

Den großen Bewerberansturm erklärt sich Jones auch mit der Weltmeisterschaft der Männer 2006 - Rüppel nennt das ein „Luxusproblem“. Zum Problem-Vergleich: 2006 gab es 50 000 Anwärter auf 12 000 freie Plätze.

Für den Transporter-Bewerber Bönig wäre der Volunteer-Job nur wegen seines Gleitzeit-Jobs möglich. Ex-Kommissar Rüppel - jetzt selbst Volunteer - ist Rentner und dankbar für das Ehrenamt als Interviewer bei den Auswahlgesprächen: „Ich kann ja nicht die Füße hochlegen.“ Muße wäre auch für die 26-jährige Mariana Deliyska keine Alternative. Ihre Motivation für die Volunteer-Bewerbung war aber nicht Zeitvertreib, sondern Dankbarkeit. Die gebürtige Russin mit bulgarischen Wurzeln ist studierte Betriebswirtin und lebt seit acht Jahren in Deutschland: „Das ist auch etwas, was ich dem Land zurückgeben kann, weil ich in Deutschland durchweg positive Erfahrungen gemacht habe.“ Für ihren Einsatz bei der WM würde sie Urlaub nehmen.

Das Schönste am Volunteer-Job ist für Deliyska, „ein Teil davon zu sein, diese Begeisterung zu erleben“. Sie selbst spielt auch Fußball, „aber passiv“, ergänzt sie und lacht. Sie schaut also nur zu - im Gegensatz zu Joachim Bönig. Er ist selbst begeisterter Kicker und kann nicht verstehen, warum der Frauenfußball noch immer hinter dem Männerfußball zurücksteht: „Das ist doch auch sehr ansehnlich. Also ich find's toll! Wir stellen nach wie vor eine sehr gute Mannschaft.“

Die Meister-Prognosen der Bewerber sind erwartungsgemäß einheitlich. Deliyska bringt es auf den Punkt: „Deutschland wird Weltmeister. Das muss sein, das kann nur sein.“ Steffi Jones ist da etwas vorsichtiger: „Ich sage bewusst, dass ich mir das wünsche, und nicht, dass wir das auch werden.“

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