Vor dem Verkauf von Smartphone und Co die Platte putzen

Berlin (dpa/tmn) - Ganz schön unangenehm, wenn nach dem Verkauf des alten Smartphones plötzlich seltsame Dinge geschehen. Unbekannte Online-Bestellungen. Im schlimmsten Fall landen persönliche Bilder im Internet.

Vor dem Verkauf von Smartphone und Co die Platte putzen
Foto: dpa

Damit so etwas nicht passiert, sollte man Smartphones und Computer nie weitergeben oder verkaufen, ohne alle Daten gründlich zu löschen.

„Vielen Nutzern ist gar nicht bewusst, dass auf dem Telefon viele persönliche Daten gespeichert sind“, sagt Rainer Seidlitz, Datenschutzexperte beim TÜV Süd. Zu den Dingen, die auf einem ungelöschten Smartphone schlummern, können zum Beispiel sensible Log-in-Daten gehören - von E-Mail-Konten oder Online-Shops, die Adressdaten und Telefonnummern von Bekannten und eine Vielzahl persönlicher Fotos. Bei dienstlich genutzten Telefonen können auch wichtige Firmendaten im Speicher stecken. Das sollte alles nicht in die Hände Dritter gelangen. Das Problem: Die Betriebssysteme der Telefone haben in der Regel keine Möglichkeit zum sicheren Löschen des Speichers eingebaut. Lediglich auf die Werkseinstellungen lassen sich die Geräte zurücksetzen.

Das ist zwar schon ein erster Schritt in die richtige Richtung, sicher gelöscht sind die Daten damit aber nicht. Denn das Löschen einer Datei bedeutet in der Regel erst einmal nur, dass sie aus dem Inhaltsverzeichnis des Speichers entfernt wird und der Speicherbereich zum Überschreiben freigegeben wird, erklärt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Ob die Datei wirklich überschrieben wird, ist nicht sicher. „Es gibt Software zur Wiederherstellung von Daten“, sagt Seidlitz. „Was nur gelöscht ist, kann recht einfach zurückgeholt werden.“ Nur wenn man den Speicher mehrmals überschreibt, ist alles sicher gelöscht.

„Es gibt physikalische Löschprogramme, die Daten sicher löschen können“, sagt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Für Smartphones kann man sie in den jeweiligen Appstores herunterladen. Dafür reicht es, etwa nach den Worten „Daten“ und „löschen“ zu suchen. Andere müssen auf den Computer geladen werden, dann wird das Smartphone per Kabel angeschlossen und der Computer erledigt den Rest. „Der Löschvorgang dauert etwas länger, da viel überschrieben werden muss“, erklärt Heldt.

Wer kein Geld für Löschprogramme in die Hand nehmen will, kann auch zu einer „etwas hemdsärmeligen Methode“ greifen, wie Rainer Seidlitz es nennt. Dazu wird das Telefon in den Werkszustand versetzt und ohne persönliche Einstellungen neu eingerichtet. Dann wird wird die Videokamera aktiviert und die Linse auf die Wand gerichtet oder auf die Tischplatte gelegt, bis der Speicher voll ist.

Was viele Nutzer beim Telefonwechsel auch häufig vergessen, ist die Speicherkarte. „Die muss herausgenommen werden“, sagt Philip Heldt. Auch die SIM-Karte hat - selbst wenn sie deaktiviert ist - nichts in den Händen Dritter zu suchen.

Für Computer und Festplatten gilt die gleiche Regel wie für Smartphone und Co.: Niemals ungelöscht weitergeben. Das BSI empfiehlt, spezielle Löschprogramme zu verwenden oder die Secure-Erase-Funktion zu nutzen, die immer mehr Festplatten und SSD-Speicher integriert haben. Auf seiner Webseite gibt das Amt ausführliche Anleitung zum sicheren Löschen mit kostenlosen Programmen wie „Darik's Boot and Nuke“ oder „Parted Magic“.

Die letzte und wohl auch radikalste Art, persönliche Daten sicher zu löschen, ist die Vernichtung. „Wer ganz sicher gehen will, zerstört den Speicher komplett“, sagt TÜV-Experte Seidlitz. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Vom Vorschlaghammer über Trennschleifer bis hin zur Bohrmaschine gibt es viele geeignete Werkzeuge, um Speicherchips und Magnetfestplatten den Garaus zu machen. Das bietet sich auch für Geräte an, die sich nicht mehr einschalten lassen. Die Daten können immer noch im Speicher liegen.

Und warum die ganze Mühe? „Vielleicht sind die gespeicherten Daten auf dem Telefon jetzt uninteressant“, sagt Philip Heldt. Warum sollte einem ein unglückliches Jugendbild im nicht ganz nüchternen Zustand Jahre später ein Vorstellungsgespräch verderben? Heldt empfiehlt, auf Nummer sicher zu gehen. „Es gibt genügend dumme Zufälle.“

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