Von Punkt zu Punkt durch die Natur - GPS-Routing hat Grenzen

München (dpa/tmn) - Raus aus dem Haus, das GPS-Gerät einschalten und sich durch Wälder und über Wiesen lotsen lassen: Das versprechen Navigationsgeräte mit Routing-Funktion. Doch was auf der Straße gut funktioniert, hat im Gelände seine Tücken.

„Die Route wird neu berechnet“ - diesen Satz kennen Autofahrer von ihrem Navigationsgerät. Doch das sogenannte Routing wird auch für Wanderer, Mountainbiker und Radfahrer immer interessanter. Viele GPS-Geräte für die Outdoor-Navigation versprechen heute, den Anwender exakt von Punkt zu Punkt zu lotsen und eine Strecke je nach Bedarf zu berechnen.

„Die Ansprüche sind groß“, sagt Peter Weirether vom Hersteller Garmin aus Garching bei München. „Die meisten kennen ein Straßen-Navi, wo sie einfach das Ziel eingeben und eine Route bekommen. Sie wissen, sie können auf jeder Straße fahren.“ In der Natur sei das eine größere Herausforderung. „Ein Wanderer möchte vielleicht einen kleinen Pfad auf den Berg laufen, den ein Mountainbiker überhaupt nicht mehr hochkommt.“ Nicht jeder Weg taugt für alle Outdoor-Sportarten. „Es hängt sehr mit dem Kartenmaterial zusammen, was für Ergebnisse dabei herauskommen.“

Inzwischen gibt es digitale topographische Karten, die die verschiedensten Wege, deren Beschaffenheit sowie Höhenprofile kennen und auch unterschiedliche Aktivitätsprofile unterstützen. Eine kostenlose Alternative sind Karten aus dem OpenStreetMap-Projekt (OSM), die zum Beispiel als OpenCycleMap (OCM) für Rad- oder OpenPisteMap für Skifahrer ebenfalls spezielle Aktivitätsprofile bieten.

Die Karten können auf Smartphones mit Apps oder auf Outdoor-GPS-Geräten genutzt werden. Für Android gibt es besonders viele dieser Apps, darunter Osmand, Maverick, MapDroyd, Apemap oder Locus, für iPhone-Besitzer zum Beispiel ForeverMap oder OffMaps 2. Doch nicht alle Apps sind routingfähig oder unterstützen Offline-Karten. Es gibt aber auch eine ganze Reihe routingfähiger Outdoor-GPS-Geräte, zum Beispiel die eTrax-Reihe von Garmin oder die Modelle Dakota, Oregon und Montana. Magellan stellt Outdoor-Navis der eXplorist-Serie her, Satmap das Active 10 und Falk etwa das Lux 10 oder das Ibex 30.

Erik Neumeyer vom Deutschen Wanderverband hält die Outdoor-Navigation für eine Bereicherung beim Wandern. „Einige Anwendungen wie das Routing stecken aber noch in den Kinderschuhen“, sagt er. „Die Geräte routen auf Wege, aber sie routen nicht immer auf schöne oder markierte Wege.“ Anders als bei Straßen seien solche Informationen oft nicht in den digitalen Karten hinterlegt. „Solche Daten fehlen für Wanderwege weitgehend“, sagt Neumeyer. „Abgesehen von den bekannten Qualitätswegen wird es da schwierig.“

Zurückhaltend ist auch Thomas Froitzheim, der Navi-Kurse gibt und für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) arbeitet. „Die Resultate sind nach wie vor nicht unbedingt begeisternd“, sagt der GPS-Experte. Entgegen den vollmundigen Versprechen der Hersteller sei gerade das dynamische Neuberechnen einer Route oft schwierig. „Die Ergebnisse sind sehr wechselhaft.“

Sich eine Tour vorschlagen zu lassen, funktioniere am ehesten für Rennradfahrer, sagt Froitzheim. „Die werden gnadenlos auf Straße geroutet.“ Doch Strecken für Wanderer à la „rund um die Talsperre“ oder „entlang des Neckar“ schafften die Navis nicht, so der GPS-Experte. „Was die Geräte überhaupt nicht können: den schönsten Weg errechnen.“

Wie kommt man nun zu einer schönen Streckenführung? Wanderer zum Beispiel können sich immerhin die GPS-Tracks schöner Wanderwege von den Webseiten der Tourismusverbände oder bei GPS-Communitys herunterladen und auf ihr GPS-Gerät übertragen. „Das ist aber das, was viele nicht wollen“, schränkt Froitzheim ein. „Sie wollen ein Gerät, wo alles drin ist, und los geht es.“ Diese Erwartung werde derzeit aber noch enttäuscht.

„Die meisten Wanderer orientieren sich an den Markierungen am Wegrand oder mit einer herkömmlichen Papierkarte zum Falten“, ergänzt Neumeyer. GPS mache vor allem Sinn bei Anwendungen mit Mehrwert wie dem Geocaching, wo genaue Positionsdaten nötig sind, um die versteckten Orte zu finden. Auch für die Tourenplanung sei GPS nützlich. Als dynamische Hilfen zur Routenführung, die wie ein Auto-Navi arbeiten und die individuellen Wünsche des Anwenders berücksichtigen, taugen die Geräte aber bislang weniger.

„Man muss kein GPS-Gerät haben, um in Deutschland wandern zu gehen, aber die Chancen dieser Technologie sind recht groß“, sagt Neumeyer. „Der Markt dürfte wachsen, wenn auch nicht explodieren.“ Die gute alte Papierkarte werde auch in 20 Jahren noch nicht ausgestorben sein - schließlich braucht die keine Batterien. „Viele Wanderer wollen die Karte einfach in den Händen halten.“ Ein GPS-Gerät sei eine sinnvolle Ergänzung.

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