Telekomgigant Huawei kämpft gegen Argwohn

Shenzhen (dpa) - Jeder dritte Erdbewohner benutzt heute Technik des chinesischen Telekommunikationsgiganten Huawei. Wer über Handy telefoniert oder im Internet surft, wird über Schalterplatten des weltweit zweitgrößten Netzwerkausrüsters verbunden.

Den USB-Surfstick hat Huawei erfunden. Auch bei Smartphones und Tabletcomputern expandiert der Konzern. Dabei hat die Zukunft noch nicht einmal begonnen: Mittels Ausrüstung von Huawei sollen Unternehmen künftig Daten in der „Cloud“ in Onlinespeichern ablegen oder Videokonferenzen abhalten. Banken, Kliniken und Universitäten sollen von seinen Lösungen profitieren.

Es gibt viel zu tun. Chen Lifang, Vorstandsmitglied von Huawei, blickt fünf bis zehn Jahre nach vorn: „Wir glauben, dass die Breitbandnetzwerke um das 75-fache und die mobilen Netzwerke um das 2000-fache wachsen werden.“ Das Entwicklungspotenzial sei „riesig“. Da nimmt die Spitzenmanagerin die jüngsten Hiobsbotschaften aus den USA eher gelassen. Ein Ausschuss des US-Kongresses hatte gewarnt, Huawei und ZTE, ein anderes chinesisches Telekom-Unternehmen, seien eine potenzielle Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA. Ihnen könne „nicht vertraut werden, frei vom Einfluss der Regierung“ zu sein. Befürchtet werden Cyber-Attacken aus China.

Dem Bericht mangele es nicht an Verdächtigungen, wohl aber an Beweisen, sagen selbst amerikanische Experten und spekulieren über Handelsprotektionismus als Hintergrund. Denn selbst die Konkurrenz von Ericsson, Cisco und Alcatel-Lucent lasse in China fertigen, ohne dass jemand Sicherheitsprobleme befürchte. Nicht nur Chinas Staatsagentur Xinhua, sondern auch westliche Kommentatoren sehen sich an die Jagd auf Kommunisten in der McCarthy-Ära Anfang der 50er Jahre erinnert, wo auch schon der Verdacht allein ausreichte.

„Ich verstehe es nicht“, schüttelt der oberste Huawei-Hausjurist, Song Liuping, den Kopf. Alle am Firmensitz in Shenzhen hätten bei den Untersuchungen des Ausschusses geholfen und angefordertes Material zu Verfügung gestellt. Selbst die geheime Liste der Mitarbeiter, die Anteile besitzen, sei vorgelegt worden, um die Eigentumsverhältnisse des größten chinesischen Privatunternehmens zu klären. Die Ermittler hätten auch mit Ren Zhengfei gesprochen, der Huawei 1987 gegründet hatte. Ihm wird gerne seine Militärvergangenheit bis 1983 angelastet.

„Emotional waren wir schon darauf vorbereitet, dass der Bericht für Huawei schlecht ausfallen würde“, berichtet Song Liuping. Dass er aber derart negativ sein würde, habe sie überrascht. „Das Ergebnis stand von vornherein fest.“ Der Umfang der Kooperation sei nicht erwähnt worden. Der Bericht enthalte keine Beweise, sondern Gerüchte.

Der US-Ausschuss befürchtet, China könne irgendwann einen Schalter umlegen, um Informationen von Regierung und Unternehmen abzusaugen oder Chaos im Versorgungsnetz oder Finanzsystem der USA anzurichten. „Das wäre alles ziemlich erschreckend, wenn die Ermittler irgendwelche substanziellen Beweise für ihre fantastischen Szenarien nennen würden. Sie tun es nicht“, so das Online-Magazin „Slate“.

Der US-Markt bleibt Huawei damit weiter verschlossen. Dabei kauft das Unternehmen ein Drittel seiner Komponenten in den USA - 2011 für 6,6 Milliarden US-Dollar. Huawei ist längst kein rein chinesisches Unternehmen mehr, sondern multinational. 40 000 der weltweit 140 000 Mitarbeiter sind keine Chinesen. „Huawei ist nicht China - Huawei ist Huawei“, sagt Sprecher Scott Sykes. 70 Prozent der Teile in Huawei-Produkten stammten aus dem Ausland, wo auch 70 Prozent des Umsatzes gemacht werden.

Jedes Land könne die Produkte von Huawei testen, so wie es die britische Regierung längst tue. Huawei stelle sogar die Quellcodes seiner Software zur Verfügung, was Wettbewerber ablehnten. „Was notwendig ist, um die Sicherheit zu gewährleisten, machen wir“, sagt Sykes. „Wir sind offen.“ Seit 25 Jahren sei Huawei im Geschäft, arbeite mit 500 Telekombetreibern in 140 Ländern zusammen, so auch in Deutschland. „Wir haben niemals ein Sicherheitsproblem gehabt.“

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