„Card Clash“ Störungen auf dem Nahfeld: Wenn sich Chipkarten blockieren

Berlin (dpa/tmn) - Zutrittskarten zum Firmengelände, Ausweise für Bus und Bahn oder Geldkarten: Sie funktionieren oft kontaktlos. Das ist bequem. Allerdings können sich die Karten stören, wenn sie dicht beieinander im Geldbeutel stecken.

„Card Clash“: Störungen auf dem Nahfeld: Wenn sich Chipkarten blockieren
Foto: dpa

Das kann richtig ärgerlich sein.

Das betrifft Karten, die Technologien wie NFC („Near Field Communication“) oder RFID („Radio-Frequency Identification“) unterstützen. Sie erlauben eine automatische Datenübertragung über kurze Distanzen mit einem entsprechenden Lesegerät.

Die Verbindung zwischen Lesegerät und Karte wird durch Induktion ausgelöst. Das Terminal sendet elektromagnetische Strahlen. Damit wird der Chip in der Karte kurz mit Strom versorgt und dadurch aktiviert. Gesendet werden dann die nötigen Daten zum Zahlen oder Öffnen der Tür. Bekommt das Terminal jedoch Antworten von mehreren Karten, kann es durcheinander kommen.

„Card Clash“ nennen die Londoner Verkehrsbetriebe das Phänomen, wenn zwei Karten miteinander „kollidieren“. Konkret meint das Unternehmen seine Chipkarten-Fahrausweise und Geldkarten mit Kontaktlos-Funktion. Liegen sie im Geldbeutel beieinander und werden dann an das Lesegerät gehalten, kann einiges schiefgehen. Die Verkehrsbetriebe warnen vor den möglichen Folgen: Zahlungen könnten gar nicht, auf die falsche Karte oder im schlimmsten Fall doppelt gebucht werden. Das Unternehmen war eines der ersten, das das Phänomen des „Card Clash“ in großem Stil beobachtet hat.

Experten in Deutschland beschwichtigen: Doppelte Abbuchungen an der Supermarktkasse etwa müssten Verbraucher nicht befürchten, sagt Ingo Limburg von Euro Kartensysteme, einem Gemeinschaftsunternehmen der Banken und Sparkassen. Bekommt der Leser am Bezahlterminal Antworten von zwei Karten, wird eine Fehlermeldung angezeigt, sagt Limburg. „Das Terminal bricht den Bezahlvorgang ab, und man wird aufgefordert, eine der Karten erneut zu präsentieren.“ Der Abbruch der Kommunikation sei ein System-Feature, damit keine Verwechslung passiert.

Dennoch nervt es. Und zwar nicht nur beim Bezahlen: Auch an Gebäudezugängen mit Kartenleser kann das Phänomen auftreten. Die Tür bleibt zu. Dann hilft nur, die Karte aus dem Portemonnaie herausholen und nah vor den Leser halten. Das raten die Londoner Verkehrsbetriebe generell, um einen „Card Clash“ zu vermeiden: „Halten Sie nur eine Karte über den Leser.“

Nicht nur andere Karten können Störfaktoren sein. Metall verschlechtert die Verbindung immens. „Münzgeld bildet quasi eine Wand“, sagt Limburg. Noch stärker ist der Effekt, wenn die Chipkarte in einem Metall-Etui liegt. „Dann kann sie von außen gar nicht mehr angesprochen werden. Sie befindet sich so in einem Faradayschen Käfig.“

Von selbst senden die passiven Funkkarten nicht, sagt Limburg. Der Chip in der Karte kann erst anfangen zu arbeiten, wenn er durch das Lesegerät „Energie“ empfängt. „Keine Energie von außen, keine Antwort der Karte“, so Limburg.

Immer mehr Geldkarten bieten die Möglichkeit zum kontaktlosen Bezahlen. Das Prinzip: Statt die Karte in ein Terminal zu stecken, wird sie darüber gehalten. Solche Geldkarten können mit einem Symbol aus vier Wellen gekennzeichnet sein, das dem WLAN-Symbol ähnelt. Ein weiteres Label ist „girogo“. Erkennt das Lesegerät mehrere Karten, wird keine Transaktion ausgelöst, sagt Marc Fliehe vom IT-Branchenverband Bitkom

Die Volks- und Raiffeisenbanken ersetzen mittlerweile schrittweise jede Girokarte durch eine neue Geldkarte mit Kontaktlosfunktion. Bei vielen großen Einzelhändlern kann man so bereits zahlen. Bis zu einer Summe von 25 Euro geht das ohne PIN-Eingabe oder Unterschrift.

Und falls in der Folge doch einmal doppelt abgebucht wird, wider Erwarten? Dann sollte man sich mit den Kontoauszügen an seine Bank wenden, rät Fliehe. Sie kann eine der Zahlungen zurückbuchen.

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