Resident Evil 6 im Test — Zurück zu den Zombies

Eine neue Steuerung und insgesamt drei Handlungsstränge gibt es dieses Mal beim Horrorshooter Resident Evil. Die Frage dabei: Ist Masse statt Klasse ein Erfolgsrezept? Zusätzlich weiß die WZ, ob der Titel durch die einschneidenden Änderungen zum Action-Kracher verkommt.

Wo der Spieler im fünften Teil noch gegen mutierte Dorfeinwohner kämpfen musste, geht es jetzt wieder gegen echte Zombies. Für Fans eine echte Erleichterung. Doch die Änderungen, die Entwickler Capcom vorgenommen hat, könnten das Horror-Sepktakel zu einem Massenprodukt mit viel Action und wenig brenzligen Situationen verkommen lassen.

Im Gegensatz zu den Vorgängern, bei denen der Spieler jede Ecke nach Munition oder Heilkräutern abgesucht hat, findet er jetzt ein voll bestücktes Inventar vor. Mehrere Waffen mit ausreichend Munition erleichtern das Vorankommen deutlich.

Doch hier muss man direkt hinterfragen: Zeichnete die Serie nicht gerade dieser geforderte Überlebenstrieb aus? Es ging nicht darum, möglichst viele Zombies zu töten — sondern sein eigenes Leben zu retten. Das geht dadurch komplett verloren und Resident Evil 6 spielt sich teilweise wie ein Shooter aus der dritten Perspektive.

In naher Zukunft wird der Präsident der USA erschossen — weil er bereits durch ein hochinfektiöses Virus zum Zombie mutiert war. Eure Aufgabe ist dadurch sehr klar: Die Verbreitung des Virus stoppen und alle Infizierten loswerden. Zwischensequenzen treiben die Handlung voran, die oder andere überraschende Wendung gibt es auch.

Mit drei unterschiedlichen Charakteren erlebt man drei unterschiedliche Geschichten — die sich an bestimmten Punkten überschneiden. Resident-Evil-Fans erkennen dabei Hauptcharakter Leon aus älteren Serien-Teilen wieder. Andere Charaktere sind gänzlich neu.

Handlungsfreiheit in der Vorgehensweise hat der Spieler nicht. Man kann weder frei einen Weg, das taktische Vorgehen oder das nächste Ziel wählen. Die Entwickler setzen einem alles vor. Das Resultat sind schlauchartige Levels, in denen man Feind um Feind ausschaltet. Dann folgt die nächste Zwischensequenz und es geht von vorne los. Mit dem einzigen Unterschied, dass die Umgebung etwas anders aussieht.

Gut hingegen ist, dass die Entwickler einer langjährigen Forderung der Fans nachgekommen sind: Endlich kann der Spieler auch während des Laufens schießen. Das, was bei anderen Spielen längst Standard ist, funktionierte bislang - einschließlich des fünften Teils - bei Resident Evil nicht.

Für noch mehr Action sorgt das Nahkampf-System. Geht dem Spieler doch mal die Munition aus oder muss es besonders schnell gehen, kann er jetzt die Fäuste sprechen lassen. Die teils fordernden Rätsel aus den Vorgängern siund übrigens auch gestrichen. Hier reicht es aus, an der passenden Stelle die richtigen Knöpfe zu drücken.

Dank der dynamischen Steuerung gehen Feuergefechte endlich angenehm von der Hand. Kein „Ich-muss-zum-schießen-stehen-bleiben“-Ärger mehr. Auch die Grafik überzeugt mit ansehnlichen Lichteffekten und bedrohlichen Schattenspielen. Die kinoreifen Zwischensequenzen treiben die Geschichte flott und voller Action voran.

Es war zu befürchten: Durch das volle Inventar und die zahlreich vorhandene Munition bewegt sich die Serie mit dem sechsten Teil ganz klar in Richtung Action — weg vom eigentlichen Horror-Ursprung. Und trotz der Dynamik in der Charakter-Steuerung fühlt sich das Spiel teilweise träge an. Da helfen auch drei ganze Einzelspieler-Kampagnen nicht weiter.

Entwickler Capcom hat sich bewusst für mehr Action entschieden. Und das aufgrund vieler Umfragen unter Resident-Evil-Spielern, aber auch Gelegenheitszockern. Das Ergebnis ist ein Horror-Action-Spiel, in dem man sich die größte Zeit durch Zombiehorden ballert, Mini-Rätsel löst und ab und zu eine Nahkampfattacke anwendet. Der Umfang ist großzügig, aber der Grusel-Kern ist dem Spiel völlig abhanden gekommen — und damit auch der eigentliche Reiz.

Name: Resident Evil 6
Genre: Survival-Horror
Publisher: Capcom
Hersteller: Capcom
Release-Termin: 2. Oktober
Preis: zirka 45 Euro (PC) / zirka 60 Euro (Konsolen)
System: PC, PS3, Xbox 360
USK-Freigabe: Ab 18 Jahre
Wertung: Befriedigend

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort