Anno 1404: Ich bau’ eine Stadt für Dich

Das große Werkeln und Bauen geht weiter. Mit „Anno 1404“ veröffentlicht Ubisoft ein neues, wirklich wunderschönes und gänzlich unhektisches Aufbau-Abenteuer.

Düsseldorf. Der Aufbau liegt den Deutschen - was seit dem Wirtschaftswunder in der ganzen Welt bekannt ist, gilt nicht nur für das echte Leben. Auch beim Computerspielen ist das Land der Häuslebauer vernarrt in Simulationen, in denen der Spieler aus dem Nichts ein florierendes Wirtschaftssystem und stolze Metropolen erschaffen kann (siehe Kasten).

Die "Anno"-Serie liegt dabei seit mittlerweile elf Jahren ganz weit vorne in der Gunst der Spieler. Mit "Anno 1404" ist in dieser Woche der vierte Teil des Mittelalter-Aufbauspiels erschienen - und der ist großartig gelungen. Riesige Städte, 200 Gebäudetypen, ein komplexes Rohstoff- und Produktionssystem mit 64Waren, mehr als 1400 Aufträge und eine wunderschön lebendige Spielgrafik fesseln unzählige Stunden an den Rechner.

Dabei steht am Anfang nicht mehr als ein mit Holz und Werkzeug beladenes Schiff zur Verfügung. Damit sucht sich der Spieler eine hübsche Insel, errichtet ein Kontor, einen Marktplatz und ein paar Hütten. Ein Fischer und ein Holzfäller beschaffen die einfachsten Rohstoffe. Und schon ziehen die ersten Bauern ein, um im neu gegründeten Dorf zu leben.

Mit der Siedlung wachsen langsam auch die Ansprüche der Bewohner. Werden ihre Wünsche erfüllt und ist die Steuerlast erträglich, steigen sie im Rang auf. Sind die einfachen Bauern schon mit etwas Fisch, Most und einer Kapelle glücklich, verlangen Bürger zusätzlich Gewürze, Kleidung und Unterhaltung in einer Schenke. Die Ansprüche von Patriziern und später Adligen liegen noch mal deutlich darüber. Wer seinen Untertanen Gutes tun will, muss bald über den eigenen Inselstrand hinwegblicken. Denn kein Eiland verfügt über alle benötigten Rohstoffe.

Während Obst auf der heimischen Wiese gedeiht, dörrt das Getreide auf dem Nachbarfeld dahin. Eine Insel weiter wächst der Weizen prima. Erzvorkommen für die Eisenproduktion gibt es aber nur nebenan. Neu in "Anno 1404" ist, dass es neben dem Abendland eine weitere Kultur gibt: Spätestens auf der Suche nach Gewürzen wird der Spieler den Orient entdecken, wo Nomaden und Gesandte ihre eigenen Waren, Technologien und Ansprüche ins Spiel bringen.

Aus der simplen Warenbeschaffung wird so Schritt für Schritt ein komplexes Wirtschaftsgeflecht, bei dem auch noch der Transport mit Marktkarren und Schiffen organisiert werden will. Um beispielsweise die von den Patriziern gewünschte Kirche bauen zu können, benötigt der Spieler Glas für die Fenster. Für die Glasproduktion fehlt Quarzsand. Den gibt es in der Wüste.

So greift ein Rad ins andere, der Spieler hat ständig etwas zu tun und wird damit belohnt, dass seine Stadt wächst und gedeiht. Das ist extrem motivierend, um nicht zu sagen: "Anno" macht süchtig. Außerdem ist das Spiel toll anzuschauen: Wenn am Hafen die ersten schmucken Steinbauten entstehen, wenn auf dem Marktplatz die ersten wohlhabenden Bürger flanieren und auf der Großbaustelle für den Kaiserdom dutzende Arbeiter werkeln, möchte man auch einfach nur mal zuschauen. Das ist in "Anno 1404" erlaubt. Die Computergegner schlafen zwar nicht - doch während es in kampflastigen Strategiespielen zuweilen hektisch hergeht, ist hier auch Platz für Gemütlichkeit.

Der militärische Part zählt zu den wenigen Schwachstellen des Spiels, wie auch der fehlende Mehrspielermodus. Dass "Anno 1404" neben dem bewährten Endlosspiel auch eine 20 Spielstunden dauernde Kampagne bietet, dürfte vor allem Neulinge freuen. Sie werden behutsam ans Spiel herangeführt. Profis fühlen sich aber anfangs unterfordert. Eine Kritik, die für das Endlosspiel nicht gilt - hier lässt sich der Schwierigkeitsgrad mit zahlreichen Schräubchen anpassen.

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