Dell Venue 8 Pro im Test: Eigentlich ein gutes Tablet — trotz Windows 8.1

Ein Tablet im 8-Zoll-Format mit den Fähigkeiten eines kleinen PCs? Das Dell Venue 8 Pro will genau das sein und verspricht viel Leistung bei wenig Verbrauch. Dass das Gerät letztlich am eigenen Anspruch scheitert, liegt aber nicht am Hersteller.

Das Dell Venue 8 Pro ist klein, flach und handlich, aber mit einem Betriebssystem ausgestattet, das nicht immer wirklich gut bedienbar ist.

Das Dell Venue 8 Pro ist klein, flach und handlich, aber mit einem Betriebssystem ausgestattet, das nicht immer wirklich gut bedienbar ist.

Foto: tsn

Düsseldorf. Ein kleiner Computer mit flottem Vierkernprozessor, Touchbedienung und vollwertigem Windows 8.1 für weniger als 300 Euro? Das Tablet Venue 8 Pro von Dell versucht diesen Spagat zu meistern. Vierkernprozessor, zwei Gigabyte Arbeitsspeicher, hochauflösendes Display und bis zu 64 Gigabyte Speicher, dazu die neueste Version von Microsofts PC-Betriebssystem Windows 8.1, WLAN und Bluetooth 4.0 — das alles passt beim Dell Venue 8 Pro in eine ziemlich schlanke Tablethülle im 8-Zoll-Format. Gerade einmal 390 Gramm wiegt das Gerät.

Die Technik des Venue 8 Pro steckt in einer gut festhaltbaren Hülle aus aufgerautem Material. So rutscht es nicht aus der Hand oder von glatten Oberflächen. Doch das weiche Material hat auch seine Nachteile. Wer beim Einstöpseln des Ladesteckers nicht aufpasst, schlägt leicht einen Kratzer in das weiche Material. Die Bedienung erfolgt weitgehend über den Touchscreen. Lediglich vier Knöpfe für Lautstärke, Bildschirmsperre und Zugang zum Startmenü sind verbaut. Dazu kommen noch der Anschluss für das Lade- und Datenkabel im Micro-USB-Format und ein Steckplatz für Micro-SD-Karten zur Erweiterung des Speichers. Einen HDMI-Anschluss sucht man vergebens. Das ist schade, da das Gerät zwar den Miracast-Standard unterstützt, aber das kann man längst nicht bei allen Fernsehgeräten voraussetzen. HDMI schon. Die Verarbeitung des Testgeräts machte einen tadellosen Eindruck. Nichts knirscht oder knackt, alle Knöpfe sitzen fest und haben einen angenehmen Druckpunkt. Nicht ganz gelungen ist die Platzierung des Lautsprechers. Er sitzt an der Unterseite des Geräts und wird je nach Handhaltung leicht verdeckt.

Das Dell Tablet Venue 8 Pro im Test
11 Bilder

Das Dell Tablet Venue 8 Pro im Test

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Zwei Kameras sind im Venue 8 Pro verbaut. Eine Fünf-Megapixel-Kamera für Fotos und eine 1,2 Megapixel auflösende Kamera für Videotelefonie. Beide Kameras liefern annehmbare Resultate. Interessant beim hochauflösenden Modell ist der Aufnahmemodus. Die Kamera macht pro Aufnahme gleich mehrere Belichtungen. Vor dem Speichern kann die am besten gelungene ausgewählt werden.

Der acht Zoll messende Bildschirm hinterlässt einen guten Eindruck. Er hat eine Auflösung von 1280 zu 800 Pixel, ist angenehm hell und lässt sich auch bei starkem Lichteinfall gut ablesen. Allerdings haben andere (aber auch deutlich teurere) Tablets feinere Displays verbaut. Bei näherer Betrachtung sind einzelne Bildpunkte erkennbar.

Die fest verbaute Batterie fasst 4830 Milliamperestunden. Das ist deutlich weniger als in anderen Tablets vergleichbarer Größe. Trotzdem hält der Akku des Dell Venue 8 Pro, wohl auch wegen des relativ stromsparenden Intel-Atom-Chipsatzes, im Alltag so lange wie bei anderen Geräten auch. Rund acht Stunden Dauerbetrieb sind mit einer Ladung möglich. Bei gelegentlicher Nutzung bleibt das Gerät mehrere Tage lang einsatzbereit.

Im Alltagsgebrauch zeigen sich erneut die bekannten Schwächen von Windows 8. Auch in der Version 8.1 ist es nach wie vor kein rein auf die Bedienung über einen Touchscreen ausgelegtes Betriebssystem. Solange man sich im Bereich der Start-Oberfläche hält und die speziell angepassten Apps nutzt, funktioniert es gut. Sämtliche Programme, die nicht im Kacheldesign gehalten sind und die klassische Windows-Menüstruktur nutzen, sind nur schwer zu bedienen. Schaltflächen lassen sich kaum treffen, ständig landet man daneben. Ein Beispiel: Der Versuch, im Browser Firefox einen Tab zu schließen, landete in jedem zweiten Fall daneben und öffnete stattdessen einen neuen (Bild unten). Im Vergleich zu Android- oder iOS-Tablets leidet der Spaß an der Nutzung so schon nach kurzer Zeit enorm. Und das ist eigentlich ziemlich schade. Schließlich ist ein unschlagbarer Vorteil von Windows 8.1, dass sich eben auch freie Programme installieren lassen, die sonst nur auf Desktopsystemen laufen und man nicht von der geschlossenen Infrastruktur der Anbieter abhängig ist. Als Alternative ließen sich natürlich Peripheriegeräte via Bluetooth anschließen. Doch wer benutzt ein Tablet dieser Größe mit Tastatur und Maus? Als Ausweichlösung bietet sich ein Stylus (Bedienstift) an, der allerdings nicht mitgeliefert wird und knapp 30 Euro extra kostet.

Ein weiterer Malus des Venue 8 Pro ist die Platzierung und Funktion des Umgebungslichtsensors. Wer das Tablet mit der rechten Hand im Landscapemodus hält, verdeckt ihn zwangläufig. Die Konsequenz ist ein abgedunkelter Bildschirm, der sich bei aktiviertem Sensor auch nicht nachträglich heller regeln lässt. Doch auch wenn man die Fotozelle nicht abdeckt, schaltet sich der Bildschirm willkürlich dunkel. Dell arbeitet bereits an einem Update in dieser Angelegenheit. Nicht tragisch, aber im Vergleich zu anderen Tablets auffällig ist die sichtbare Verzögerung beim Wechsel vom Hochkant- in den Horinzontalmodus (Landscape).

Doch genug geklagt. Abgesehen von diesen Schwächen lässt sich das Windows 8 Tablet im Alltag gut nutzen. Wenn man nicht gerade aktuelle 3D-Spiele laufen lassen möchte, hat das Tablet mehr als genug Rechenleistung, Programme starten schnell und laufen ohne Verzögerung. Die installierten Anwendungen für E-Mail- und Terminverwaltung funktionieren gut und sind mit den meisten Anbietern kompatibel. Die Start-Oberfläche lässt sich schön ansehen und nach den eigenen Bedürfnissen anpassen. Viele der Kacheln lassen sich als dynamische Elemente anlegen und zeigen dann Neuigkeiten von sozialen Netzwerken, Nachrichtenseiten, Wetter oder Sport. Je nach Informationsbedürfnis lassen sich die Kacheln auch in der Größe verändern. So erhält man entweder keine, wenige oder viele Informationen von den Programmen. Mit einer so personalisierten Oberfläche hat man so mit einem Blick immer die Übersicht.

Für weniger als 300 Euro erhält man mit dem Dell Venue 8 Pro ein brauchbares und leistungsfähiges Tablet, mit dem sich so ziemlich alle anfallenden Aufgaben wie E-Mails, Internetseiten betrachten, Terminverwaltung, Musik und Videos erledigen lassen. Bleibt man bei den mitgelieferten Apps und für die Fingersteuerung angepassten Programmen, lässt sich das Venue 8 tadellos bedienen. Wer mehr will — also richtige Windowsprogramme laufen lassen — stößt schnell an die Grenzen der Touchbedienung und muss auf externe Tastatur und Maus zurückgreifen. Das liegt aber nicht an Dell, sondern am unausgereiften Betriebssystem, durch das das Tablet ausgebremst wird. Wer also Ansprüche wie an einen Desktoprechner hat, sollte besser die 11-Zoll-Variante des Venue Pro mit mehr Rechenleistung und größerem Bildschirm wählen, oder ein kleines Notebook. Wer nur ein wenig E-Mails schreiben, im Netz Nachrichten lesen, eBooks lesen oder Filme schauen will, braucht eigentlich kein Tablet mit Windows 8.1.

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