So wehren sich Internetnutzer gegen Datensammler

Darmstadt (dpa/tmn) - Der Europarat will mit dem Datenschutztag (28.1.) das Bewusstsein für Datenschutz stärken. Dabei geht es auch um Informationen, mit denen Seitenbetreiber Profile ihrer Nutzer erstellen.

Surfer können sich schon dagegen wehren, opfern aber Komfort.

Wer im Internet sucht, einkauft oder mit Freunden kommuniziert, hinterlässt eine Datenspur. Zum Problem werden können solche Überbleibsel vor allem für Nutzer, die bei verschiedenen Diensten ein Konto haben. „Datensammler können aus Surfspuren immer ein Profil erstellen“, erklärt Martin Mink vom Center for Advanced Security Research Darmstadt (CASED). „Die Person dahinter lässt sich aber erst identifizieren, wenn sie auf einer Seite zum Beispiel eine Mailadresse hinterlässt.“

Die EU-Kommission will persönliche Daten von Bürgern künftig besser schützen und hat dazu am Mittwoch (25.1.) in Brüssel entsprechende Reformvorschläge präsentiert. So sollen Seitenbetreiber künftig unter anderem explizit die Zustimmung von Internetnutzern einholen müssen, wenn sie ihre Daten verwenden wollen.

Mit einigen Tricks können Surfer die Datensammelei aber schon jetzt unterbinden. Viele Informationen sendet unter anderem der Browser. „Webseiten können die Chronik auslesen und so erkennen, auf welche Seiten Sie schon gesurft sind“, nennt Mink ein Beispiel. Wer das unterbinden will, löscht die Liste der besuchten Seiten regelmäßig, muss die Adresse dann aber öfter von Hand eintippen. Ähnlich ist es bei den Cookies, mit deren Deaktivierung Surfer viel weniger Spuren hinterlassen. Gleichzeitig funktionieren viele Webseiten dann aber gar nicht mehr. Das sei ein typisches Problem, sagt der Sicherheitsexperte: „Man muss immer zwischen dem Schutz der Privatsphäre und Komfort beim Surfen abwägen.“

Ähnlich ist der Fall auch bei der Anmeldung bei Sozialen Online-Netzwerken und Webdiensten: Weil es vielen zu lästig ist, Name und Passwort ständig neu einzugeben, bleiben sie lieber dauerhaft eingeloggt. Das ist zwar praktisch, macht es Datensammlern aber viel leichter, Surfprofile mit persönlichen Informationen wie dem echten Namen und der Adresse zu verknüpfen.

Allerdings kann ein Nutzerprofil auch Vorteile haben, zum Beispiel weil in Suchmaschinen und Onlineshops nur noch zum Besucher passende Informationen angezeigt werden. Datenschutzexperte Mink warnt aber trotzdem vor zu viel Unbekümmertheit: „Profile mit persönlichen Daten sind eine Menge Geld wert. Sie haben als Nutzer keine Kontrolle darüber, wer ihre Daten speichert und an wen er sie weitergibt.“

Bei einigen Diensten und Webseiten können Nutzer aber zumindest ein wenig kontrollieren, was mit ihren Daten passiert. Beim Onlineshop Amazon lässt sich in den Kontoeinstellungen zum Beispiel personenbezogene Werbung ein- und ausschalten. Die Liste der zuletzt besuchten Seiten kann hier ebenfalls gelöscht werden. Ähnliche Einstellungsmöglichkeiten gibt es auch in vielen anderen Onlineshops. Oft sind die entsprechenden Punkte zwar in verschachtelten Menüs versteckt, die Suche lohnt sich aber: In der Regel sind die Einstellungen zunächst so gesetzt, dass dem Betreiber relativ viel erlaubt wird.

Genauso sinnvoll ist es auch, die Privatsphäre-Einstellungen von Sozialen Netzwerken zu überprüfen: Die meisten Informationen stammten von den Nutzern selber, sagt Mink. Oft seien sie sich nicht bewusst, wer alles auf private Mitteilungen oder Fotos zugreifen kann. Wer wissen will, was der Suchmaschinenbetreiber Google über ihn weiß, kann die Seite www.google.com/dashboard besuchen. Dort sehen Besitzer eines Google-Kontos auf einen Blick, in welchem Dienst was gespeichert ist. In seinem Blog hatte Google am Dienstag angekündigt, Benutzerdaten aus verschiedenen Angeboten wie Maps, Mail und Docs in Zukunft zusammenzuführen.

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