Rechtsextreme werben auf Facebook und Co. - Jugendliche als Zielgruppe

Die Anzahl der Nazi-Beiträge auf Internet-Plattformen hat sich verdoppelt.

Berlin. Inhaltlich sind sie zwar von vorvorgestern, aber in ihren Kommunikationsstrategien ganz modern. Rechtsextreme Gruppen haben einen Großteil ihrer Werbung und auch internen Verständigung ins Internet verlagert und versuchen dort gezielt, Jugendliche anzusprechen. „Jugendschutz.net“, eine von den Ländern gegründete Stelle, untersucht alljährlich die neuesten Entwicklungen.

Gegenüber 2011 wurde 2012 eine Zunahme um ein Drittel verzeichnet, von 5400 auf 7000 Beiträge. Bemerkenswert ist dabei eine Verlagerung in die interaktiven Plattformen wie Facebook, Youtube oder Twitter. Dort gab es alleine 5500 Beiträge, ein Zuwachs von fast 50 Prozent. Leicht abgenommen hat demgegenüber die Zahl der festen Websites der Szene, von 1671 auf 1519.

Stark weiterentwickelt wurde die Masche, sich als unverdächtig zu tarnen. So werben die sogenannten „Identitären“ auf Facebook teilweise sogar mit scheinbaren Anti-Naziparolen, etwa dem Satz: „100 Prozent identitär, null Prozent Rassismus“. Oder sie kopieren das Aussehen der antifaschistischen Aktion „Gesicht zeigen“ grafisch und nennen sie „Gewissen zeigen“. Neu sind auch Blogs mit unverfänglichen Namen wie „Mauerblümchen“, die sehr modern gestaltet sind. Es gibt auch rechtsextreme „Apps“ mit denen man zum Beispiel schnell per Handy auf rechte Online-Radios zugreifen kann. Neuerdings versucht die Szene, auch QR-Codes für ihre Propaganda zu benutzen. Teilweise überkleben rechte Gruppen QR-Codes auf Plakaten kommerzieller Werber mit eigenen Codes.

Es gibt auch klare strafbare Inhalte — die Zahl ist sogar sehr hoch. 1673 Angebote waren direkt jugendgefährdend, nazistisch oder gewaltverherrlichend. Das reicht von der Verwendung verbotener Nazi-Kennzeichen bis zu Videos, die zeigen, wie Menschen zusammengeschlagen oder gar totgeprügelt werden. 2012 wurden insgesamt 13 Prozent mehr strafbare Inhalte als im Vorjahr dokumentiert. 62 Prozent davon lagen auf amerikanischen Servern.

Die gesamte Studie von „Jugendschutz.net“ unter: hass-im-netz.info/s/bericht2012

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