Perfekter Empfang: So kommt das TV-Programm ins Wohnzimmer

Berlin (dpa/tmn) - Satellit und Kabel haben Konkurrenz bekommen: Inzwischen gelangt das TV-Programm auch über digitale Antennensignale oder das Internet ins Wohnzimmer. Zwischen den Empfangsarten gibt es aber deutliche Unterschiede, vor allem in Sachen Programmvielfalt.

Die deutschen TV-Zuschauer sind wenig experimentierfreudig: Ende 2012 empfingen neun von zehn Haushalten (91 Prozent und rund 34 Millionen) Spielfilme, Serien und Sportübertragungen noch ganz klassisch über Satellit (DVB-S) und Kabel (DVB-C). Das ist das Ergebnis einer TNS-Infratest-Studie für den Satellitenbetreiber Astra. Für das internetbasierte Fernsehen IPTV entschieden sich nur 1,26 Millionen, für das digitale Antennenfernsehen DVB-T immerhin 2,1 Millionen.

Dabei ist DVB-T eigentlich die günstigste TV-Empfangsart: Erstens fällt keine Gebühr an, zweitens sind „die einmaligen Anschaffungskosten für die notwendigen Empfangsgeräte sehr überschaubar“, sagt Mathias Gerlach. Günstige Zimmerantennen gebe es schon ab 10 Euro, erklärt der Redakteur von „Chip Test & Kauf“. Ein DVB-T-Stick kann außerdem Notebooks und Tablets mit USB-Eingang in einen mobilen Fernseher verwandeln.

Für Satellitenfernsehen müssen Verbraucher dagegen zunächst etwas tiefer in die Tasche greifen: Bezahlt werden wollen die Schüssel und die LNB genannte Empfangseinheit, dazu kommen Halterung und Kabel. Monatliche Kosten gibt es dafür keine. Und auch auf den Receiver können Nutzer inzwischen oft verzichten, nicht nur beim Satellitenfernsehen: Viele neue Fernseher haben inzwischen einen sogenannten Triple-Tuner für DVB-C, DVB-S und DVB-T an Bord.

„Weil sie monatliche Gebühren erfordern, sind Kabelfernsehen sowie IPTV besonders auf lange Sicht deutlich teurer“, sagt Gerlach. Beim Kabel-TV kassieren die Netzbetreiber neben den Grundgebühren auch für digitale Zusatzpakete mit mehr Programmen. 15 Euro pro Monat muss man mindestens einplanen. Die Grundgebühr wird zumindest in Mietwohnungen aber häufig über die Nebenkosten abgerechnet.

IPTV wird von Telekommunikationsanbietern in der Regel nur im Rahmen von Telefon- und Internetverträgen angeboten, erklärt Gerlach. Die Monatsbeiträge liegen bei mindestens 10 bis 15 Euro, hochauflösendes Fernsehen (HDTV) kostet mehr. Für den Empfang von IPTV braucht es außerdem spezielle Hardware, die der Anbieter - meist gegen Miete - zur Verfügung stellt.

Kabelfernsehen ist, abgesehen von wenigen weißen Flecken, fast überall verfügbar. Das gleiche gilt für DVB-T. Wo es das Antennenfernsehen genau gibt, lässt sich auf der Webseite Überallfernsehen.de überprüfen. Je nach Wohnort und Umgebung reicht eine Innenantenne, manchmal muss es aber auch eine Dachantenne sein. Eine Satellitenschüssel braucht freie Sicht in Richtung Süden - Bäume und Häuser im Blickfeld können dem Fernsehvergnügen einen Strich durch die Rechnung machen. In einer Mietwohnung darf die Schüssel außerdem oft nicht einfach an den Balkon geschraubt werden. Am besten erkundigen sich Verbraucher vorher einmal beim Vermieter.

Bei IPTV wird das Fernsehsignal über die Telefon- und Internetleitung transportiert, entsprechend schnell muss die Datenverbindung sein. „Sollen mehrere Programme gleichzeitig empfangen oder aufgenommen werden, ist ein VDSL- oder Glasfaseranschluss ratsam“, sagt Mathias Gerlach. Die schnellen Leitungen gebe es aber oft nur in Großstädten und Ballungsräumen.

Die schlechteste Bildqualität aller vier Empfangsarten liefert in der Regel DVB-T. „Außerdem lassen sich in Deutschland auf diesem Weg noch keine hochauflösenden Programme empfangen“, sagt Michael Schidlack vom IT-Verband Bitkom. Der Nachfolgestandard DVB-T2 erlaubt zwar HD-Übertragungen. Ob und wann er in Deutschland eingeführt wird, sei aber noch offen.

In ländlichen Regionen gibt es über DVB-T darüber hinaus oft nur öffentlich-rechtliche Sender zu sehen, in Großstädten immerhin rund 30 Kanäle inklusive Privatsender. RTL, RTL 2, Super RTL und Vox haben aber bereits ihren Rückzug aus dem Antennenfernsehen angekündigt. Spätestens 2015 verschwinden die Sender aus dem Programmangebot.

Fernsehzuschauer mit Kabel- oder IPTV können dagegen auf alle privaten und öffentlich-rechtlichen Sender zugreifen. Außerdem haben IPTV-Nutzer über ihre Settop-Box oft Zugriff auf weitere Dienste wie TV-Archive und Online-Videotheken. Mit Abstand am größten ist das Programmangebot per Satellit: Hier stehen hunderte nationale und internationale Sender zur Wahl, sagt Mathias Gerlach. Fremdsprachige Programme werden hierzulande aber oft verschlüsselt ausgestrahlt.

Die wichtigsten deutschen Privatsender lassen sich außerdem hochauflösend per Satellit nur mit einer Smartcard und dem passenden Receiver oder Kartenslot im Fernseher empfangen. Pro Jahr werden dafür 50 Euro fällig. Allerdings bringt die Karte massive Einschränkungen für den Zuschauer mit, warnt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: So lassen sich Aufnahmen zum Beispiel nicht vorspulen oder werden nach einer Weile automatisch gelöscht.

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