
Immer mehr Autoren ohne Verlag setzen auf E-Books. Foto: Arne Dedert
dpaImmer mehr Autoren ohne Verlag setzen auf E-Books. Foto: Arne Dedert
Berlin (dpa) - Ein Buch schreiben kann jeder - und veröffentlichen auch. Zumindest, wenn man sich mit dem Internet und Computerprogrammen auskennt. Viele Autoren veröffentlichen ihre Werke inzwischen selbst als E-Book, statt den teils monatelangen Weg über die klassischen Verlage und das gedruckte Buch zu gehen.
E-Book-Vertreiber sprechen von steigenden Verkaufszahlen der elektronischen Bücher und einem Trend hin zur Selbstpublikation. Doch mit der Veröffentlichung ist es nicht getan, das Buch soll gekauft werden. Auch beim Marketing spielt das Internet die Hauptrolle.
Für Johnny Haeusler ist es ein Experiment. Und zwar auch ein «Social-Media-Experiment», wie er in seinem Blog «Spreeblick» schreibt. Der Berliner Autor hat 15 Kurzgeschichten aus seinem Blog in E-Book-Form gebracht: «I live by the river» heißt das Buch, für das er vor allem bei den Sozialen Netzwerken Facebook und Twitter wirbt. Es kostet 99 Cent. Reich dürfte Haeusler damit nicht werden - pro verkauftem Buch erhält er einen Anteil zwischen 35 und 70 Prozent. Rund ein Dutzend E-Book-Anbieter vertreiben sein Buch.
Haeusler will sehen, wie der E-Book-Markt läuft. Ist dort wirklich nichts zu holen, wie manche Verlage sagen? Oder gibt es den Boom, von dem die Vertreiber sprechen? Und wie viele Bücher muss man verkaufen, um in den Verkaufscharts zu landen?
200 bis 300 Exemplare braucht es dafür, schätzt Haeusler nun. Seit der Veröffentlichung seines Buchs Mitte Dezember hat er rund 2000 Exemplare verkauft, zwischenzeitlich war «I live by the river» bei Amazon auf Platz eins der E-Book-Bestseller in der Kategorie «Anthologien & Kurzgeschichten». «Damit hatte ich nicht gerechnet, das hätte auch ein totaler Flop werden können», sagt Haeusler. Dabei sei das Prozedere einfach gewesen. Mit einem Computerprogramm hat er das E-Book erstellt. «Der größte Aufwand ist, das Buch zu schreiben.»
Für den Münchener Journalisten Matthias Matting hat das E-Book das Publizieren vereinfacht. «Es hat die Schwelle gesenkt, die man überwinden muss, um etwas zu veröffentlichen», sagt Matting, der selbst elektronische Bücher veröffentlicht hat. Er bezeichnet das E-Book als «Taschenbuch der Zukunft».
Hört man sich bei den Vertreibern um, scheint dieser Eindruck nicht abwegig - auch wenn beispielsweise Amazon keine Verkaufszahlen zu E-Books veröffentlicht. Das Lesegerät Kindle sei jedoch das meistverkaufte Produkt 2011 gewesen, teilte das Unternehmen mit. Auch Konkurrenten wie der kanadische Newcomer Kobo haben sich zufrieden über das Weihnachtsgeschäft geäußert.
(