Mobilfunk: Wettlauf um digitale Geldbörse

Barcelona (dpa) - Die Mobilfunk-Branche will das Handy zur digitalen Geldbörse machen. Die Deutsche Telekom kündigte am Dienstag ein „virtuelles Portemonnaie“ für dieses Jahr an. In den zukunftsträchtigen Markt drängen derzeit verschiedenste Anbieter, es steht ein harter Wettbewerb bevor.

Eine gute Nachricht für Verbraucher: Auch der Bonner Konzern führt zum Sommer deutlich günstigere Roaming-Angebote für die Internet-Nutzung im europäischen Ausland ein. Die Mobilfunk-Verbindungen sollen in diesem Jahr deutlich schneller werden - dank des UMTS-Nachfolgers LTE. O2 will die politisch vorgeschriebene Versorgung der ländlichen Gebiete ohne Breitband-Internet im zweiten Quartal weitgehend abschließen und dann die Vermarktung in Großstädten beginnen. Telekom-Technologievorstand Edward Kozel kündigte in Barcelona eine „Offensive“ mit tausenden neuen Standorten an.

LTE (Long Term Evolution) verspricht Übertragungsraten von theoretisch bis zu 300 Megabit pro Sekunde. In der Praxis wird das Tempo allerdings deutlich geringer ausfallen. Die Ersteigerung der erforderlichen Frequenzen im Mai 2010 kostete die deutschen Netzbetreiber 4,4 Milliarden Euro.

Die Deutsche Telekom stellte in Barcelona ein neues Tarifsystem vor, bei dem man ab 1,95 Euro pro Tag in allen EU-Ländern online gehen kann. Dabei können zehn Megabyte an Daten übertragen werden. Für 14,95 Euro gibt es eine Wochen-Flatrate mit uneingeschränktem Datenvolumen.

Kunden von Telefónica O2 erhalten mit dem Europa-Tarif von 5,12 Euro nicht mehr nur ein Megabyte Datenvolumen, sondern elf. Vodafone stellte bereits im Herbst neue Tarife vor, mit denen man für zwei Euro einen Tageszugang mit 25 Megabyte Volumen bekommt, für fünf Euro 50 Megabyte im Zeitraum einer Woche.

Die EU-Kommission versucht schon seit langem, die Roaming-Kosten in Europa einzudämmen und nahm nach Telefongesprächen auch die Datendienste ins Visier. Im vergangenen Sommer setzte Brüssel eine automatische Kostenbremse bei 50 Euro pro Monat (zuzüglich Mehrwertsteuer) durch, in Deutschland sind das maximal 59,50 Euro. Bisher entstanden im ungünstigen Fall Kosten von mehreren Euro für jeden Megabyte in Auslandsnetzen. Mit den leistungsstarken Kameras der neuen Handys ist jedes Foto meist mehr als einen Megabyte groß.

Die Telekom will auch auf dem „heißen“ Wachstumsfeld der mobilen Bezahldienste vorpreschen. In diesem Jahr soll in Deutschland und Polen das „Handy-Portemonnaie“ an den Start gehen. Damit soll man Einkäufe und Tickets bezahlen können. Auch die Einbindung von Bonusprogrammen ist geplant. Konkrete Details zu Konditionen und Partnern gab es aber nicht. O2 will zusammen mit den Partnern Vodafone und Telekom den Einsatz des mobilen Bezahlsystems „mpass“ vorantreiben, vor allem beim Einkaufen im mobilen Internet.

Am Dienstag wurde in Barcelona noch einmal deutlich, wie stark das Google-Betriebssystem Android im Mobilfunk-Markt geworden ist. Praktisch alle vorgestellten Neuheiten laufen auf dieser Plattform. So steigt der taiwanische Hersteller HTC mit Android in den boomenden Markt der Tablet-Computer ein. Auch die von HTC präsentierten „Facebook-Telefone“ mit einer besonders tiefen Integration des Online-Netzwerks laufen mit Software, die unter Führung von Google entwickelt wird.

Das Ungewöhnliche am HTC-Tablet mit dem Namen Flyer: Der Multitouch-Bildschirm lässt sich nicht nur mit den Fingern, sondern auch mit einem Stift bedienen. HTC hat dafür die bereits existierende Technologie Scribe integriert. So lassen sich Notizen auf Webseiten aufzeichnen oder Fotos markieren. Gesprochene Anmerkungen werden mit der Funktion Timemark als Audio-Dateien den entsprechenden schriftlichen Notizen zugeordnet.

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