Genau hinsehen Mittelklasse oder Mittelmaß? Smartphones unter 300 Euro

Berlin (dpa/tmn) — Riesige Displays mit Millionen von Pixeln, die allerneusten Features, die besten Prozessoren: Wenn neue Smartphones vorgestellt werden, dann klotzen die Hersteller und kleckern nicht.

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Neben den großen Flaggschiffen für mehr als 600 Euro gibt es aber noch weitere Kategorien — etwa die Mittelklasse mit Geräten zwischen 200 und 300 Euro.

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Kaum ein Hersteller, der in dieser Preisklasse nicht vertreten ist. Das ist auch kein Wunder, hier sind auch viele Kunden unterwegs, wie ein Blick in den Consumer Electronics Marktindex Deutschland (CEMIX) der Branchenvereinigung gfu verrät. Demnach geben Smartphone-Käufer für neue Mobiltelefone im Schnitt kaum mehr als 400 Euro aus.

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Neuheiten gibt es in der Mittelklasse deshalb mehr oder weniger ständig. Auf der größten Branchenmesse Mobile World Congress gab es dieses Jahr zum Beispiel Lenovos Moto G5, das Xperia XA1 von Sony oder mehrere neue Nokia-Modelle zu sehen. Aktuelle Neuerscheinungen sind zum Beispiel das K10 von LG, Huaweis P8 Lite, das Samsung Galaxy A3 oder das 55 Diamond Selfie von Archos.

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Für den Kunden bedeutet die ständige Flut an Neuheiten erstens viel Auswahl — und zweitens hohe Qualität. Im Labor der Stiftung Warentestschneiden auch günstige Smartphones selten schlechter ab als „befriedigend“. Viele Modelle erhalten sogar ein „gut“. Und auch in Sachen Leistung und Features muss man kaum noch Abstriche machen, sagt Rita Deutschbein vom Onlineportal „Teltarif.de“: „Für 300 Euro bekommen Sie heute ein Gerät, das kaum noch Wünsche offen lässt.“

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Bestes Beispiel dafür: der Fingerabdruck-Scanner, bis vor kurzem noch den ganz teuren Flaggschiffen vorenthalten. „Heute ist der auch in der Mittelklasse fast schon Standard“, sagt Deutschbein. Statt Billig-Plastik dominieren auch bei den 300-Euro-Smartphones Glas und Metall. Und auch bei den Kameras - einst die Sorgenkinder der Mittelklasse - habe sich inzwischen einiges getan.

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In der Preisklasse unter 200 Euro trennt sich die Spreu dagegen deutlich schneller vom Weizen. „Da haben Sie dann keinen Fingerabdruck-Scanner, die nicht ganz so schnellen Prozessoren, weniger Arbeitsspeicher und nicht ganz so viel Speicherplatz“, zählt Deutschbein auf. Bei Stiftung Warentest schaffen dagegen auch die Billig-Smartphones noch meist ein „befriedigend“. Die Kamera taugt in dieser Preisklasse aber höchstens noch für Schnappschüsse.

Und auch in der Mittelklasse glänzt nicht jedes Smartphone in allen Kategorien, wie ein aktueller Test der Fachzeitschrift „Connect“ (Ausgabe 5/2017) zeigt. Das LG K10 bekommt dort zum Beispiel Lob für seine Performance, schwächelt aber bei der Akkulaufzeit und beim Display. Das 55 Diamond Selfie von Archos hat jede Menge Pixel auf dem Touchscreen, nervt dafür aber mit hohem Gewicht und einer eher schwachen Kamera. Und beim Huawei P8 Lite überzeugen Display und Kamera, dafür gibt es Empfangsprobleme und wenig internen Speicher.

Genaues Hinsehen lohnt sich vor dem Kauf also nach wie vor. Manch neues Feature gibt es nur selten: Displays mit Auflösungen jenseits von Full HD sind hier zum Beispiel noch eher die Ausnahme als die Regel, sagt Deutschbein. Auch den schnellen WLAN-Standard 802.11ac können längst nicht alle 300-Euro-Smartphones, genau wie die allerschnellsten LTE-Frequenzen.

Und auch auf Zukunftstechnologien wie den Iris-Scanner, die gerade erst in der Spitzenklasse angekommen sind, müssen Mittelklasse-Kunden noch verzichten. „Das dauert vermutlich noch ein paar Jahre“, sagt Deutschbein. Allerdings muss das auch nicht unbedingt schlecht sein: Denn die zusätzliche Wartezeit gibt den Herstellern auch die Gelegenheit, Kinderkrankheiten zu beseitigen. „Grundsätzlich bekommen Sie in der Mittelklasse eher die ausgereiften Features, die dann auch wirklich funktionieren, weniger die Experimente“, so Deutschbein.

Neben den Neuerscheinungen, die bereits für 200 bis 300 Euro auf den Markt kommen, tummeln sich in der Mittelklasse auch die ehemaligen Flaggschiffe. Ein oder zwei Jahre nach Markteinführung sind sie jetzt deutlich günstiger zu haben. Meist, weil seitdem ein oder gleich mehrere Nachfolger auf den Markt gekommen sind.

Gegen den Kauf solcher Smartphones spricht grundsätzlich ebenfalls nichts, sagt Deutschbein — mit einer Einschränkung: „Es kann sein, dass es dafür schon jetzt oder relativ bald keine Updates mehr gibt.“ Ist das der Fall, ist eine Neuerscheinung die bessere Wahl. Die erhalten in der Regel zumindest zwei Jahre lang neue Software.

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