Videospiel Mafia 3: 2K Games verschenkt viel Potential

Berlin. Die USA 1968: Die tödlichen Attentate auf Martin Luther King und Bobby Kennedy erschüttern das Land. Bilder von Protesten der Bürgerrechtsbewegung und Anti-Kriegs-Demonstrationen gehen um die Welt, mittendrin Flower-Power.

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Spannende Zeiten, aber auch eine gute Vorlage für ein Videospiel?

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Wie gut das geht, beweisen 2K Games und Hangar 13 mit „Mafia 3“. Allerdings zeigt die Gangster-Saga auch, dass ein gutes Szenario allein noch kein richtig gutes Spiel macht.

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Als virtuelle Zeitreise ist „Mafia 3“ allerdings mehr als gelungen. Denn auch wenn die Story des Spiels nur eine relativ simple, schon oft erzählte Geschichte rund um das organisierte Verbrechen nach Schema F ist, hebt sie sich durch die Qualität der Inszenierung und die Vielschichtigkeit ihrer Charaktere doch deutlich von der Konkurrenz ab. Protagonist Lincoln Clay ist gerade aus dem Vietnamkrieg zurückgekehrt und will eigentlich nur seine Ruhe haben. Doch dann wird er von ein paar Mafiosi übelst hintergangen - und schwört Vergeltung.

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Es folgt ein langer, blutiger Rachefeldzug durch die Südstaaten-Metropole New Bordeaux. Die ist zwar frei erfunden, großes Vorbild war aber ganz offensichtlich New Orleans. Mit einer wilden Mischung aus Wolkenkratzern, Südstaaten-Villen, bluesgetränktem Nachtleben, Slums und Sümpfen ist New Bordeaux ein toller, atmosphärisch dichter Abenteuerspielplatz, der sich selbst vor dem Genre-Primus „Grand Theft Auto 5“ nicht verstecken muss.

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Doch Entwickler Hangar 13 nutzt New Bordeaux nicht nur als Kulisse, auch als Stilmittel. Denn Lincoln Clay ist schwarz. Und dass das in US-Südstaaten der 60er Jahre keine Kleinigkeit ist, lässt New Bordeaux den Spieler auf Schritt und Tritt spüren. Nicht nur, weil Lincoln Clay sich im Lauf der Story mit rassistischen Rednecks und dem Ku-Klux-Klan anlegt, sondern auch durch viele alltäglichere Schikanen: Manche Geschäfte und Restaurants in den schickeren Vierteln der Stadt darf Lincoln zum Beispiel nicht betreten. Tut er es doch, rufen Besitzer die Polizei. Und rassistische Schimpfwörter fallen fast im Minutentakt.

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Schlecht umgesetzt könnte das schnell nerven oder unangenehm werden - zum Glück leistet sich „Mafia 3“ hier aber keine Fehltritte. Im Gegenteil: Zusammen mit den stark inszenierten Zwischensequenzen, glaubwürdigen Charakteren und einem Soundtrack voller historisch sorgsam eingepasster Hits wie „Paint it Black“ von den Rolling Stones oder „All Along the Watchtower“ in der Version von Jimi Hendrix macht das Spiel zumindest in den ersten paar Stunden mächtig Eindruck. Doch dann tritt die Story einen Schritt zurück und das eigentliche Spiel in den Vordergrund - und da ist „Mafia 3“ leider nicht ganz so gut gelungen.

Denn in der eindrucksvollen Verpackung steckt doch nur ein relativ gewöhnliches Schleich-, Fahr- und Ballerspiel, wie es sie mit „Watch Dogs“, „Mad Max“ oder eben „Grand Theft Auto“ schon zu Dutzenden gibt. Viele der spielerischen Versatzstücke sind zwar gut gelungen, vor allem die schnellen und sehr brutalen Schießereien. Im Großen und Ganzen bietet „Mafia 3“ aber zu wenig Herausforderungen und zu wenig Überraschungen für seine lange, lange Spielzeit.

Denn bis Lincoln Clay endlich Rache nehmen kann, muss er mit seinen Verbündeten erst ganz New Bordeaux übernehmen - und zwar Viertel für Viertel und Lagerhaus für Lagerhaus. Der spielerische Ablauf ist dabei immer gleich und wird schnell langweilig, viel zu selten unterbrochen von den viel spannenderen Story-Missionen. So bietet „Mafia 3“ auf dem Papier zwar viel Spiel fürs Geld, aber eben auch viel Routine und wenig Abwechslung.

Hinzu kommt, dass „Mafia 3“ wie viele andere Spiele der jüngsten Zeit technisch nicht ganz ausgereift ist. Sowohl auf dem PC als auch auf den Konsolen gibt es zahlreiche kleine und große Grafikfehler, fehlerhafte Animationen und sogar gelegentliche Komplettabstürze. Hinzu kommen weitere Unstimmigkeiten: Auf den Konsolen ist die Schriftgröße in den Menüs zum Beispiel viel zu klein, um die eigentlich interessanten Hintergrundtexte zur Spielwelt auf dem Fernseher entspannt lesen zu können.

Mit solchen Ärgernissen, aber vor allem mit seiner unnötig in die Länge gezogenen Story verschenkt „Mafia 3“ unglaublich viel Potenzial. Denn ein so gut erzähltes und umgesetztes Szenario wie hier gibt es in Spielen leider noch immer viel zu selten. „Mafia 3“ ist wegen des hohen Gewaltanteils erst ab 18 Jahren freigegeben, kostet um die 60 Euro und steht für den PC, Playstation 4 und Xbox One in den Läden. (dpa)

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