Internet-Branche zeigt sich in Aufbruchsstimmung

München (dpa) - Die Beliebtheit von sozialen Treffpunkten im Netz und neue mobile Geräte sollen der Internet-Branche ein Boom-Jahr 2011 bescheren. Netz-Unternehmer überboten sich auf einer Konferenz in München mit optimistischen Prognosen.

Wenn es nach den auf der DLD (Digital, Life, Design) vertretenen Investoren geht, kommt auf Internet-Nutzer eine Vielzahl von neuen Diensten zu, darunter völlig neue Möglichkeiten, die den digitalen Alltag verändern.

Das Bezahlen mit dem Handy könnte schon in fünf Jahren das Aus für die Kreditkarten bedeuten - dieses Szenario zeichnete der Vorstandschef des Mobilfunkanbieters Telefónica O2, René Schuster. Die Integration mobiler Geräte mit Techniken wie der Nahfeldkommunikation (NFC) eröffne eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten für das Bezahlen, sagte Schuster am Montag.

„Was wir jetzt erleben, ist eine zweite Internet-Revolution. Das Internet wird mobil.“ Das Vertriebsmodell der App Stores sei ein Mega-Trend nicht nur für die Mobilfunkbranche, sondern weit darüber hinaus. „Apps sind überall. Jeden Tag werden neue Anwendungen entwickelt.“

Der Facebook-Manager Dan Rose sagte, es gebe keinen Bereich der Wirtschaft, der in den nächsten zehn Jahren nicht vom Trend der sozialen Interaktion im Internet beeinflusst werde. Die Entwicklung bei Computerspielen sei da nur ein besonders deutlicher Indikator.

Auch immer mehr Web-Angebote würden um „Social Plugins“ ergänzt, also um direkte Verbindungen zu Social-Media-Diensten wie Facebook und Twitter. Geld verdienen will das kürzlich mit 50 Milliarden Dollar bewertete Unternehmen mit Werbung. Wenn jemand eine Anzeige in Verbindung mit einem Freund oder Bekannten sehe, werde diese Art der Werbung weit mehr beachtet, sagte Rose.

Anbieter von Handy-Spielen äußerten die Erwartung, dass sich Download- und Umsatzzahlen in diesem Jahr vervielfachen werden. „Was wir sehen, ist Wachstum, Wachstum, Wachstum“, sagte Igor Pusenjak vom New Yorker Spielentwickler Lima Sky, der mit „Doodle Jump“ bekannt geworden ist. Nach seiner Prognosen für 2011 gefragt, antwortete Andrej Nabergoj vom Spiele-Entwickler Outfit7, er rechne mit einer Verzehnfachung beim Umsatz.

Mehrere Investoren stellten auf der bis Dienstag dauernden Konferenz ihre Modelle vor, mit denen die Gründung neuer Internet- Unternehmen gefördert werden soll. „Wir suchen die Geeks“, sagte der Gründer des Business-Netzwerks Xing, Lars Hinrich, der im vergangenen Jahr die Investmentfirma HackFwd gegründet hat. „Wir geben diesen talentierten jungen Leuten die Möglichkeit, sehr schnell ihr eigenes Geschäft zu entwickeln.“

Dabei spielten nationale Grenzen keine Rolle mehr, erklärte Stefan Glänzer vom Londoner Startup-Förderzentrum White Bear Yard: „Wir holen Designer aus Frankreich, Programmierer aus Osteuropa und Betriebswirte aus Großbritannien und bringen sie zusammen.“

Am Vorabend richtete die von der Verlagsgruppe Burda veranstaltete Konferenz ihren Blick in den Weltraum. Eric Anderson von Space Adventures und Georges Whitesides von Virgin Galactic präsentierten ihre Pläne für private Weltraumflüge. „Die Kosten liegen zurzeit bei 200 000 Dollar“ (147 540 Euro), sagte Whitesides. Erste kommerzielle Flüge werde es sehr wahrscheinlich ab 2012 geben. Und in 10 bis 15 Jahren sei die erste private Landung auf dem Mond zu erwarten. Hinter Virgin Galactic steht der britische Milliardär und Abenteurer Richard Branson.

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