Intel erfreut über bestes Jahr der Firmengeschichte

Santa Clara (dpa) - Intel hat erneut ein Rekordquartal hingelegt. „2010 war das beste Jahr in Intels Geschichte“, sagte Konzernchef Paul Otellini am Donnerstag am Firmensitz im kalifornischen Santa Clara.

„Wir glauben, dass 2011 sogar noch besser wird.“

Der Umsatz wuchs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf 11,5 Milliarden Dollar (8,6 Mrd Euro). Der Gewinn stieg sogar um 48 Prozent auf unterm Strich 3,4 Milliarden Dollar. Die Anleger teilten die Euphorie - ein derart gutes Abschneiden hatten sie nicht erwartet. Nachbörslich stieg die Aktie um knapp 3 Prozent. Für das laufende Jahr rechnet Intel erneut mit einem Umsatzzuwachs um weitere 10 Prozent gegenüber dem Rekordniveau von 2010.

Während sich die Privatkunden am Ende des Jahres etwas zurückhielten, machte Intel gute Geschäfte mit Firmenkunden. Vor allem Prozessoren für Server und Datenzentren wurden gut verkauft, sagte Finanzchef Stacy Smith. Viele große Unternehmen waren mit einem strikten Sparkurs durch die Wirtschaftskrise gefahren und müssen nun ihre Computerbestände dringend erneuern. Auch Microsofts neues Betriebssystem Windows 7 belebt den Absatz mit neuen Rechnern.

Ob das Wachstum im PC-Markt indes anhält, ist ungewiss: Nach Schätzungen von Marktforschern wie Gartner könnte der Aufschwung schon bald wieder abebben. Das vierte Quartal 2010 ist nach Angaben von Gartner bereits hinter den Erwartungen zurück geblieben. Neben einer ungewissen Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft könnten vor allem die neuen Tablet-PCs wie das iPad von Apple wegen ihres großen Erfolgs bei den Konsumenten dem klassischen PC-Markt Probleme bereiten.

Das iPad habe den rund zehn Jahre alten Markt der Tablet-PCs neu belebt, sagte Hannes Schwaderer, Geschäftsführer von Intel Deutschland, der dpa. „Die neuen Tablet-PCs werden eine zunehmend große Rolle spielen.“ Bislang würden sie aber weitgehend als Zusatzgerät zu Notebook oder PC genutzt. „Eine Kannibalisierung des Kerngeschäfts dürfte wenn überhaupt relativ gering ausfallen“, schätzt Schwaderer. In jedem Fall sei Intel aber für die neuen Marktsegmente gut gerüstet.

Dem Trend zu immer kleineren mobilen Internet-Geräten war Intel mit seinen meist zu leistungshungrigen Prozessoren lange mühsam gefolgt. Apple griff lieber zu Prozessoren des Chipdesigners ARM. Auch im boomenden Markt der Smartphones hat Intel noch keinen Durchbruch erreicht. Derzeit legt das Unternehmen allerdings mit neuen Chip-Architekturen und Prozessorlinien einen deutlich höheren Gang im mobilen Geschäft ein. „Wir haben 35 Designs für Tablet-PCs, die in den nächsten Wochen auf den Markt kommen werden“, sagte Schwaderer.

Vor zwei Jahren hatte Intel mit dem ersten Prozessor der „Atom“- Reihe den Sprung in den Markt der damals neuen Netbooks geschafft. Der jüngst vorgestellte Atom-Prozessor mit dem Codenamen „Oaktrail“ soll für Intel nun endlich auch den Weg in weitere kleine Geräte ebnen. Die ersten sieben Tablets mit neuem Atom-Prozessor seien von verschiedenen Herstellern gerade erst in Las Vegas auf der CES vorgestellt worden und kämen noch in diesem Quartal in die Läden. Und im Laufe des Jahres würden Smartphones mit Intel-Chip folgen, kündigte Schwaderer an.

Für traditionelle Notebooks, Desktop-PCs und Server hat Intel ebenfalls eine neue Prozessorgeneration in den Handel gebracht. Bei „Sandy Bridge“ ist eine Grafikchip-Einheit (GPU) direkt mit der Rechenplattform (CPU) integriert. Über die dadurch deutlich kürzeren Rechenwege kann die Performance des Prozessors um ein Vielfaches gesteigert werden. „Mit Sandy Bridge haben wir den größten Leistungssprung seit zehn Jahren erzielt“, sagt Schwaderer. Auch der kleine Rivale AMD hat mit „Fusion“ einen integrierten Prozessor der neuen Generation herausgebracht, konzentriert sich damit aber vorerst auf den Markt günstiger mobiler Geräte wie Netbooks.

Im Markt mit mobilen Geräten hat sich Intel kürzlich auch mit Zukäufen gestärkt. Für 1,4 Milliarden Dollar hat der Chipriese die Mobilfunksparte von Infineon übernommen. Die Übernahme werde noch in diesem Quartal abgeschlossen, sagte Schwaderer. Zusammen mit den neuen Kollegen von Infineon werde in Neubiberg bei München künftig der größte Forschungsstandort des Konzerns in Europa entstehen. Intel setzt dabei auch auf das große Know-how der neuen Kollegen im Mobilfunkmarkt. Einer der Forschungsschwerpunkte solle die neue Funktechnologie LTE werden.

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