HP krempelt Verwaltungsrat um

New York (dpa) - Der Skandal um den Abgang von Ex-Chef Mark Hurd lässt den Computerriesen Hewlett-Packard nicht los. Nach einer Aktionärsklage krempelt der weltgrößte PC-Hersteller nun seinen Verwaltungsrat um.

In das Kontrollgremium ziehen fünf neue Mitglieder ein, wie der Konzern am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Darunter sind die ehemalige Spitzenmanagerin des Online-Auktionshauses eBay, Meg Whitman, und die frühere Chefin des Netzwerkausrüsters Alcatel-Lucent, Patricia Russo. Vier bisherige Mitglieder, die laut US-Medienberichten als Unterstützer Hurds galten, werden den HP-Verwaltungsrat verlassen.

Die Affäre Hurd gerät für HP damit zu einer monatelangen Belastung. Der Konzern hatte sich im Sommer von seinem langjährigen Chef getrennt. Eine ehemalige externe Mitarbeiterin hatte Hurd sexuelle Belästigung vorgeworfen. Eine Überprüfung durch den Verwaltungsrat entlastete Hurd zwar von diesen Anschuldigungen - gehen musste er aber trotzdem. Die Aufseher verloren im Zuge ihrer Untersuchung das Vertrauen zu dem hochgelobten Manager und drängten ihn zum Rücktritt. Dennoch versüßten sie Hurd den Rückzug mit einem Abschiedspaket im Wert von mehr als 50 Millionen Dollar. Einen Teil davon musste er wieder abgeben, als er vom Wettbewerber Oracle verpflichtet wurde. Dennoch regte der „goldene Fallschirm“ HP-Aktionäre auf, die vor Gericht zogen.

Stunden zuvor hatte Hewlett-Packard angekündigt, neu hinzugekommene Verwaltungsratsmitglieder werden die Umstände von Hurds Abgang nochmals unter die Lupe nehmen. Die Nachricht hatte für einige Verwunderung gesorgt, da es zu dem Zeitpunkt nur zwei neue Mitglieder gab, darunter der neue Konzernchef Léo Apotheker.

Auch die US-Börsenaufsicht SEC nahm Ermittlungen in dem Fall auf. Laut „Wall Street Journal“ interessiert die SEC vor allem, ob Hurd Insiderinformationen ausgeplaudert hatte. Die einstige Mitarbeiterin hatte in einem Brief behauptet, Hurd habe ihr verraten, dass HP die Übernahme des IT-Dienstleisters EDS plane. Der Kauf im Jahr 2008 war rund 14 Milliarden Dollar schwer. Ein Hurd-Sprecher hatte jegliche Vorwürfe zurückgewiesen.

Hurds Rausschmiss hatte die ganze Branche bewegt und sorgte für kräftige Verstimmungen zwischen HP und dem Software-Konzern Oracle, der von Hurds Freund Larry Ellison gelenkt wird. Ellison holte Hurd ins eigene Unternehmen. Dort führt er nun das Tagesgeschäft, aus dem sich Ellison weitgehend zurückgezogen hat.

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