Highspeed-Netz für Dörfer und Smartphones

Hannover (dpa/tmn) - Schnelles Internet über Mobilfunk für abgehängte Dörfer: Das sollte LTE zuallererst leisten. Doch inzwischen tastet sich der Datenfunkstandard auch langsam in Richtung mobiles Surfen auf Smartphones und Tablets vor.

LTE soll als Nachfolger von UMTS schnelles Internet per Mobilfunk auch in Regionen bringen, die bisher mangels DSL ohne einen Breitbandzugang auskommen mussten. Auf der Computermesse CeBIT (6. bis 10. März) in Hannover spielt der Funkstandard an vielen Ständen eine Rolle, sowohl bei Netzanbietern als auch bei den Geräteherstellern. Denn obwohl die Versteigerung der LTE-Frequenzen noch nicht einmal zwei Jahre zurückliegt, ist der Ausbau der Netze schon weit fortgeschritten. „Im Vergleich zum UMTS- oder GSM-Netz ging das unglaublich schnell“, sagt Bernhard Rohleder, Geschäftsführer des IT-Branchenverbandes Bitkom.

Die Netzanbieter können LTE, das auch als 4G für Mobilfunk der vierten Generation bezeichnet wird, auf der vorhandenen UMTS-Infrastruktur aufbauen. Neue Masten mussten also kaum gebaut werden. „Wir gehen davon aus, dass in Deutschland inzwischen mehr als zehn Millionen Haushalte LTE nutzen können“, erklärt Rohleder. Mitte des Jahres soll mit Hilfe von LTE eine Breitband-Vollversorgung erreicht sein. Das bedeutet, dass beinahe 100 Prozent der Haushalte in Deutschland Zugang zu schnellem, breitbandigen Internet haben.

Wer wissen möchte, ob bei ihm zu Hause oder in der Region LTE schon verfügbar ist, kann das über die Webseiten der drei Anbieter Telekom, Vodafone und O2 herausfinden. Spätestens beim Buchen eines Tarifs wird die Netzabdeckung abgefragt. Weil die Provider ihre Netze unabhängig voneinander ausbauen, kann es sich lohnen, den Ausbaustatus bei mehreren Anbietern abzufragen. Um LTE nutzen zu können, braucht es ansonsten nur ein LTE-Modem oder -Surfstick und einen Tarif. Die Monatspreise liegen je nach Anbieter und Geschwindigkeit bei 30 bis 50 Euro, hinzu kommen eventuell Gebühren für Hardware und Einrichtung.

LTE kann theoretisch Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s erreichen - das gibt es, wenn überhaupt, zurzeit aber nur annäherungsweise in manchen Großstädten oder Ballungsräumen. Am unteren Ende der Fahnenstange surft man mit den günstigsten Tarifen mit 3,6 oder 7,2 MBit/s eher auf UMTS-Niveau. Außerdem geben die Anbieter, wie beim Mobilfunk-Internet üblich, ein monatliches Datenvolumen vor. Ist es erschöpft, wird die Surfgeschwindigkeit gedrosselt.

Die nötige Hardware liefern die LTE-Anbieter oft selbst. Vodafone hat auf der CeBIT zum Beispiel zwei neue Router vorgestellt. Der B2000 ist vor allem als vollwertiger Router für den Heimeinsatz gedacht, der leichte R210 eignet sich mit eingebautem Akku auch für unterwegs. Ähnliche Geräte gibt es auch von der Telekom und O2.

Auch von AVM gibt es auf der CeBIT neue LTE-Router zu sehen, namentlich die Fritz-Boxen 6810 LTE und 6842 LTE, die im zweiten beziehungsweise dritten Quartal auf den Markt kommen. Andere Hersteller von LTE-Hardware sind zum Beispiel Huawei oder Lancom. Letzterer zeigt auf der CeBIT zum Beispiel LTE-Hardware für Unternehmen. Huawei stellt Router und Surfsticks für viele Netzanbieter her, verkauft aber auch LTE-Hardware unter eigenem Namen.

Wer sich die Hardware selbst gekauft hat, kann unter Umständen Probleme mit dem LTE-Zugang bekommen - denn manche Tarife funktionieren nur mit der Hardware vom Netzbetreiber. AVM-Geschäftsführer Johannes Nill hofft, dass sich das in Zukunft ändert: „Die Verbindungsschnittstellen müssen für alle Gerätehersteller frei sein. Dafür zu sorgen ist aber Aufgabe der Bundesnetzagentur“, sagte er auf der CeBIT. Bis dahin müssen sich Nutzer beim Abschluss eines Tarifs erkundigen, welche Geräte sie nutzen können.

In Zukunft soll LTE nicht nur als Internet-Breitbandversorgung für ländliche Regionen zum Einsatz kommen, sondern auch UMTS als Standard für mobiles Surfen ablösen. „Die Geschwindigkeit von UMTS wird vielen dauerhaft nicht ausreichen“, sagt Bitkom-Geschäftsführer Rohleder. „Vor allem nicht dann, wenn es eine attraktivere Alternative gibt.“

Die Anbieter haben bereits damit begonnen, das LTE-Netz in Großstädten aufzubauen. Die ersten Smartphones und Tablets mit LTE kommen in den nächsten Wochen und Monaten auf den Markt. Auf der CeBIT sind Modelle wie das HTC Velocity 4G oder das Samsung Galaxy S2 LTE zum Beispiel am Stand von Vodafone zu sehen. Erste Datentarife für mobiles LTE-Surfen mit Smartphone oder Tablet gibt es schon. Die Monatsgebühren beginnen bei etwa 50 Euro, für höhere Geschwindigkeiten werden bis zu 100 Euro fällig. Zum Teil sind darin Flatrates für Telefonate und SMS enthalten.

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