Hat Google bald ausgedient?

Deutsche Forscher entwickeln einen eigenen, sicheren Suchdienst. Die Chancen auf Erfolg sind aber fraglich.

Hat Google bald ausgedient?
Foto: dpa

Wer in China nach Begriffen wie „Demokratie“ oder „Menschenrechte“ googelt, stößt auf eine heile Welt. Die Menschen, so scheint es zumindest, sind mit ihren Machthabern zufrieden. Tatsächlich leistet die Regierung auf einem Gebiet erstklassige Arbeit: Internet-Zensur. Was der Kommunistischen Partei nicht passt, wird gnadenlos aus dem Netz getilgt. Doch auch Konzerne wie Google mit einem weltweiten Marktanteil von etwa 70 Prozent werden zu Komplizen, indem sie sich den Vorgaben unterwerfen.

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Hierzulande sind die Probleme nicht ganz so dramatisch. Aber weil in Deutschland 90 Prozent aller Suchanfragen über Google getätigt werden, entscheidet ein einzelnes Unternehmen, was wir finden und was nicht. Denn was Google nicht anzeigt, existiert auch nicht — zumindest für denjenigen, der am Computer die Suchliste durchblättert. Schon länger besteht der Verdacht, dass der Konzern seine Macht missbraucht und Suchergebnisse so verändert, dass eigene Produkte zuerst erscheinen. Die EU-Kommission ermittelt bereits.

Gleichzeitig erfährt Google mit jeder Suche mehr über seine Nutzer — Daten, die einzeln unbedeutend sind. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar warnt jedoch: „Wenn man sie miteinander verknüpft, lassen sie sich zu einem Gesamtprofil zusammenfügen.“ Und das ist Gold wert: Versicherungen, Banken, Krankenkassen — alle gieren nach Informationen über ihre Kunden. Das meiste Geld verdienen Suchmaschinen allerdings mit Werbung. Wer etwa „Urlaub“ oder „Versicherung“ eingibt, sieht zuerst eine Reihe von Anzeigen. Klickt man darauf, fließt Geld an die Suchmaschine — ein Millionengeschäft.

Tatenlos hinnehmen muss man dieses Geschäftsmodell nicht, denn es gibt Alternativen: Suchmaschinen „made in Germany“. Mitglieder des Vereins Suma e.V., in dem auch der Mp3-Erfinder Karlheinz Brandenburg aktiv ist, tüfteln derzeit an einer neuen Version der Suchmaschine Metager. Mit ihr ist anonymes Suchen möglich. „Schon heute verschlüsseln wir automatisch“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Sander-Beuermann. „Nach dem jüngsten Überwachungsskandal werden wir den Datenschutz noch höher schrauben.“

Während Google 2013 einen Umsatz von 59,8 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete, kommt Metager nur auf magere 40 000 Euro. „Wir erhalten keinerlei öffentliche Förderung“, so Sander-Beuermann. Stattdessen lebe man von Mitgliedsbeiträgen, Spenden und „ein bisschen Werbung“. Noch liegt der Marktanteil von Metager bei 0,1 Prozent in Deutschland, und auch die EU konnte Google bisher nichts entgegensetzen. Die Idee, eine deutsch-französische Suchmaschine aufzubauen („Quaero“), scheiterte 2006 an politischen Querelen.

Jetzt aber kommt wieder Bewegung in die Sache. Dirk Lewandowski, Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, will mit seiner Arbeitsgruppe eine europäische Datenbank aufbauen.

„So etwas würde Milliarden kosten“, sagt Lewandowski, der bisher noch keine Förderung beantragt hat. Für ihn steht das Projekt auf einer Stufe mit dem Auf- bau des europäischen Flugzeugherstellers Airbus. „Das hat auch sehr viel Geld gekostet, wurde aber zum Riesen-Erfolg.“

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