Google taucht in die Weltmeere ab

Internet: Mit einer neuen Version von Google Earth können Nutzer jetzt auch den Meeresboden virtuell erkunden.

Brüssel. Wie sieht die Küste vor Grönland aus? Wie warm ist es im Pazifik? Welche Wracks liegen im Atlantik, und welche Meerestiere tummeln sich im Indischen Ozean? Antworten auf solche Fragen verspricht der Suchmaschinenbetreiber Google. Denn der hat - unterstützt von privaten Partnern und staatlichen Behörden - nun die nächste Folge seines Vogelperspektive-Service an den Start gebracht.

Nach Google Earth bringt jetzt auch Google Ocean die Welt ins Wohnzimmer. Der Internetnutzer kann von der Google-Earth-Seite die Version herunterladen und einen virtuellen ozeanographischen Weltatlas genießen, der durch allerlei Schwenk- und Kippfunktionen einen Blick aufs Meer aus mehreren Perspektiven erlaubt - sogar einen Tauchgang unter Wasser.

Google Ocean ist eine Komponente der neuen Version 5.0 von Google Earth. Beim Heranzoomen an das Meer erscheint die Wasseroberfläche transparent. Taucht ein Nutzer virtuell unter Wasser, so kann er auf dem 3-D-Meeresgrund navigieren und dabei beispielsweise den mittelozeanischen Rücken erkunden - das weltgrößte Netz von Unterwassergebirgszügen, das sich über 50000 Kilometer um den Globus erstreckt.

Zwar gibt es keine Live-Fotos von Stränden und Meeresengen, sondern 3-D-Aufnahmen aus Archiven. Dafür wird der Dienst durch vielerlei Zusatzangebote ergänzt. So kann sich der Betrachter beispielsweise in einer Zeitmaschine vorführen lassen, wie sich die Ufer des Aralsees in den vergangenen 20 Jahren verändert haben oder welchen Einfluss die Erwärmung auf die Nordmeere hat.

National Geographic, die BBC und andere Medien liefern zudem Videoclips, die über Expeditionen, gesunkene Schiffe oder die Tier- und Pflanzenwelt unter Wasser berichten. Auf einer Wasserkarte der Temperaturen ist erkennbar, wo warme Ströme verlaufen und wo kaltes Wasser zufließt. Außerdem kann der Nutzer auf seinen virtuellen Reisen zu Vulkanen unter dem Meeresspiegel tauchen, in Videos die exotische Meeresfauna bestaunen und Informationen über nahegelegene Wracks erhalten.

Gerade diese Anwendungen haben die EU-Kommission bewogen, die gesamte Unternehmung zu unterstützen. "Sie trägt dazu bei, mehr Kenntnisse über das Meer für interessierte oder besorgte Bürger zugänglich zu machen", sagt EU-Kommissar Joe Borg. Und das sei wichtig, weil "viele Menschen vom Meer noch weniger wissen als vom Mond", ergänzt eine Sprecherin der EU-Kommission. Die EU-Behörde habe zwar kein Geld zugeschossen, aber Daten und Informationen zur Verfügung gestellt.

Google kündigt an, für die Nutzung des Dienstes keine Gebühren nehmen zu wollen. Uneigennützig ist der Konzern freilich nicht. Es geht ihm darum, mehr Menschen auf die eigene Plattform zu locken, um die Position als einer der größten Magneten im Netz der Netze auszubauen.

Noch, so räumt Firmensprecher Bill Echikson ein, sei das Angebot an Bildern und Zusatzinformationen regional sehr unterschiedlich. So gebe es für die Küste vor Irland sehr umfangreiche Daten und Bilder, im Mittelmeer hingegen sei die Auswahl wesentlich karger. Allerdings hoffen die Initiatoren, dass jeden Tag neue Fotos und Filme hinzukommen - auch von entlegenen Plätzen. Und wem das nicht reicht: Parallel zum Startschuss für den Wasserwelt-Atlas gibt es auch einen freien Blick auf Berge, Täler und Krater - auf dem Mars.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort