Feature: Wie der Fisch im Wasser: Mobiles Internet wird Alltag

Barcelona (dpa) - Das mobile Internet wird so wichtig wie Wasser und Strom. In diesem beweglichen digitalen Raum geht es künftig nicht nur darum, unterwegs die E-Mail zu lesen oder ein Foto auf Facebook hochzuladen.

Die Fachmesse Mobile World Congress hat in dieser Woche gezeigt, wie die Vernetzung über Mobilfunk alle Lebensbereiche erfasst.

Im Internet der Dinge fangen die Gegenstände zu denken an, wie auf einem Stand des spanischen Netzbetreibers Telefónica zu lesen war. Bis 2020 werden 50 Milliarden Geräte aller Art miteinander vernetzt sein, schätzt der Chef des schwedischen Netzausrüsters Ericsson, Hans Vestberg.

Sie werden im Autoverkehr, im Krankenhaus oder in der Warenlogistik von Unternehmen automatisch Daten austauschen, ihre Software wird selbstständige Entscheidungen treffen. Die erforderliche Debatte darüber hat kaum begonnen. Wer sich daran beteiligen will, sollte aufhorchen, wenn das Schlagwort M2M fällt: Kommunikation von Maschine zu Maschine.

Natürlich hatte Barcelona auch für technikverliebte Gadget-Jungs wieder einiges zu bieten. Am imposanten Samsung-Stand drängten sich die Besucher um das erstmals präsentierte Tablet Galaxy Note 8, die Antwort der Südkoreaner auf das iPad mini. Beeindruckend dünn ist das Xperia Tablet Z von Sony: 6,9 Millimeter. Das Gerät im 10,1-Zoll-Format ist wasserfest und soll damit auch für den Strandurlaub geeignet sein. Auch Hewlett-Packard hat jetzt wieder ein eigenes Tablet zu bieten, nachdem die Geräte mit dem WebOS-System im Sommer 2011 eingestellt worden waren. Tablet-Marktführer Apple, bei solchen Messen schon lange nicht mehr vertreten, wird weiter unter Druck gesetzt.

Bei den Smartphones gibt es immer mehr Geräte mit ansprechender Leistung zu Preisen zwischen 100 und 200 Euro - zum Vergleich: Das aktuelle iPhone kostet ab 679 Euro. Allerdings sind viele günstige Smartphones zunächst nicht für Westeuropa gedacht. Sie sollen vor allem die nächste Milliarde der Weltbevölkerung ins Internet bringen. Die Menschen in Afrika und Südostasien drängen ins mobile Internet, was auf der Messe ein wichtiges Thema war.

So zeigte Nokia in Barcelona sein bisher günstigstes Modell der Lumia-Reihe: Das 520 soll 139 Euro vor Steuern kosten und zunächst in Asien verkauft worden. Rund 100 Euro sind im Gespräch für die ersten Smartphones mit dem Firefox-Betriebssystem - zunächst bestimmt für Lateinamerika und Osteuropa: Das dafür verantwortliche Mozilla-Projekt setzt auf das Open-Source-Modell des frei verfügbaren Programmcodes und auf offene Webstandards. Der Firefox-Stand in Barcelona war stets von Interessenten belagert, das hat man bei einem reinen Open-Source-Projekt lange nicht erlebt.

Preisgünstiger sind auch die Geräte der chinesischen Hersteller Huawei und ZTE, die ihre großen Stände gleich gegenüber von Marktführer Samsung aufgebaut hatten. Beide können inzwischen bei Leistung und Design durchaus mithalten. Huawei, nach Stückzahlen die Nummer drei im weltweiten Smartphone-Markt, hat in Barcelona ein neues Handy vorgestellt, das mit seiner LTE-Unterstützung die derzeit schnellste Internet-Verbindung bieten soll - bis zu 150 Megabit pro Sekunde. Das Ascend P2 soll ab März in Europa zu haben sein, für immerhin 399 Euro.

Die Smartphones mit besonders großem Bildschirm werden inzwischen als Phablet bezeichnet, zusammengesetzt aus Phone und Tablet. Fürs Telefonieren sind diese Geräte fast schon ein bisschen zu groß. Dafür ist ein Phablet sehr praktisch, um unterwegs Webseiten anzuschauen oder Mails mit Dateianhang zu öffnen. Der chinesische Hersteller ZTE stellte auf dem Mobile World Congress das Grand Memo mit einem 5,7 Zoll großen Bildschirm vor. Damit wird der Wettbewerb in dieser Liga weiter angeheizt, in der auch Samsung und Sony kräftig mitmischen.

Ja, die mobilen Geräte seien schon wichtig, sagt Peter Bale von CNN International in einer Gesprächsrunde der Messe über Medien und mobiles Internet. Aber letztlich komme es doch auf die Inhalte an. Und für die bleibe der Browser der wichtigste Zugang: Viele Smartphone- und Tablet-Nutzer schauen die Videos von CNN nicht über die dafür angebotene App an, sondern über die Webseite des Fernsehsenders. Die Nachfrage nach Apps ist aber auch ungebrochen. Angesagt ist neben Spielen alles, was einen konkreten praktischen Nutzen verspricht. Das Thema Social ist fast schon abgehakt - cool ist zurzeit die Verknüpfung von Daten aller Art.

Wie geht es weiter mit dem mobilen Internet? Eine Gesprächsrunde zur fernen Zukunft in zehn Jahren malte sich die jetzt schon erkennbaren Trends weiter aus: Die Geräte werden so dünn wie Papier, Software umgibt uns in allen möglichen Gegenständen, und das Web ist so intelligent, dass es uns stets die gerade wichtigen Informationen bereitstellt - zur richtigen Zeit und am richtigen Ort.

Die Branche zeigt sich optimistisch, dass der Mobilfunk auch die entferntesten Regionen der Welt erschließen werde. „Wir müssen 100 Prozent der Weltbevölkerung ans Netz bringen“, fordert der Vorstandschef des größten indischen Mobilfunkbetreibers Bharti Airtel, Manoj Kohli. Noch ein Stück weiter blickt Carlos Domingo vom spanischen Netzanbieter Telefónica: „In zehn Jahren werden wir in der Lage sein, vom Mars aus über ein mobiles Netzwerk zu kommunizieren“, verkündete er augenzwinkernd.

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