Ein Fall für Superuser - Mehr Funktionen für Android-Handys

Berlin (dpa/tmn) - Administratorrechte für Android? Gibt es nicht. Zumindest nicht im Auslieferungszustand. Wer bestimmte Funktionen vermisst, kann aber „Superuser“ werden und spezielle Apps, sogar alternative Betriebssysteme installieren.

Ganz ungefährlich ist das aber nicht.

Rooten nennen Experten das Entsperren von Android-Smartphones. Nach diesem Schritt darf sich der Nutzer Superuser oder auch Root nennen. Er kann dann auch Apps installieren, die Admin-Rechte verlangen, und sich selbst mit alternativen Android-Versionen versorgen, beispielsweise wenn der Hersteller Updates vertrödelt oder ganz eingestellt hat. Allerdings ist Vorsicht angesagt: Wer sein Handy rootet oder gar ein alternatives Betriebssystem (OS) aufspielt, sollte sich gut vorbereiten und wissen, was er tut. Denn sonst drohen Schäden an der Hardware und Garantieverlust.

Bevor man sich zum Superuser aufschwingt, sollte man Daten wie Apps, Kontakte oder Kurznachrichten sichern. Das funktioniert zum Beispiel mit dem Programm My Phone Explorer, das auf Smartphone und Rechner installiert werden muss. Danach muss man sich zum Entsperren ein sogenanntes Root-Tool suchen. Eins für alle gibt es nicht: Die Programme sind meist auf bestimmte Smartphone-Modelle oder Hersteller zugeschnitten. Populäre Tools sind Unrevoked (HTC), Odin (Samsung), für das man noch einen zu seinem Gerät passenden Root-Kernel benötigt, SuperOneClick (herstellerübergreifend), Z4Root (unter anderem Motorola, Samsung und Sony), Visionary (HTC) oder Easy Root.

Die Root-Tools müssen in der Regel auf die SD-Karte kopiert und mit Hilfe eines Dateimanagers installiert werden. In den Optionen muss man vorher einstellen, dass App-Installationen aus fremden Quellen erlaubt sind. Es gibt aber auch Tools, die auf dem PC laufen. Hilfe, Tipps und Anleitungen finden sich in Foren wie Pocketpc.ch, Xda-Developers.com oder Androidadvices.com.

Als Superuser kann man viele Einstellungen vornehmen, die man später vielleicht bereut. Um das Smartphone wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen zu können, sollte man persönliche Daten und Anwendungen noch einmal sichern, sobald man es gerootet hat. Am besten mit Titanium Backup, denn die App kann im Gegensatz zu My Phone Explorer auch das eigentliche Betriebssystem und die Benutzereinstellungen sichern.

Android-Administratoren haben nun die Möglichkeit, zum Beispiel mit dem File Expert auf alle Systemdateien zuzugreifen, auch auf solche, die sonst gesperrt sind. Und sie können weitere Apps installieren, die mit normalen Rechten nicht laufen. Der Werbeblocker AdFree Android sperrt Werbung nicht nur in Browsern, sondern gleich in allen Apps aus. Mit der DroidWall nimmt man die Apps an die Leine und kontrolliert ihren Internetzugriff, mit LBE Privacy Guard auch andere Zugriffsrechte.

Die SD Maid kehrt Datenschrott auf und entsorgt ihn, während die App Samba Filesharing es erlaubt, aus dem Heimnetzwerk auf Handy-Dateien wie Musik oder Fotos zuzugreifen. Mit Webkey holt man sich das Smartphone-Display zur Steuerung ganz bequem ins PC-Browserfenster. Neu starten lässt sich das Handy mit Quick Boot.

Allerdings sollte man Superuser-Rechte nicht wahllos an jede beliebige App weitergeben, die danach verlangt - und noch achtsamer sein als schon bei „normalen“ Apps. Grundsätzlich gehen aber auch bei einem gerooteten System die Android-Sicherheitsfunktionen nicht verloren. Apps werden weiterhin abgekapselt in einer sogenannten Sandbox ausgeführt. Die Spezialrechte der Apps lassen sich mit der Anwendung Superuser überprüfen, zuteilen oder wieder entziehen.

Für manche Android-Handys gibt es nie oder erst sehr spät ein Betriebssystem-Update. Erfahrene Anwender können sich deshalb mit alternativen Android-Betriebssystemen behelfen, sogenannten Custom-ROMs, die fürs jeweilige Handymodell maßgeschneidert sind. „Nicht ganz einfach, aber besser, als sich über Bugs und fehlende Funktionen zu ärgern“, lautet das Fazit eines Custom-ROM-Tests der Zeitschrift „c't“. Anwender müssen sich aber darüber im Klaren sein: Werden Custom-ROMs aufgespielt, erlischt die Herstellergarantie. Geht etwas schief, stehen sie alleine da.

Bekannte und etablierte Custom-ROMS mit Versionen für zahlreiche Geräte sind CyanogenMod (hier die Installationshilfe) oder Miui (hier eine Installationshilfe). Um ein geeignetes Custom-ROM samt Installationsanleitung zu finden, sollte man sich in den oben genannten Foren umschauen. Um das alternative OS auf dem Smartphone zu installieren, wird oft die Anwendung ROM Manager benötigt. Damit das sogenannte Flashen nicht unterbrochen wird, sollte der Akku voll geladen oder das Ladegerät angeschlossen sein. Außerdem darf eine USB-Verbindung zum Rechner keinesfalls getrennt werden, wenn das Flash-Tool auf dem PC läuft. Diese Hinweise gelten auch fürs Rooten.

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