Die Wikileaks-Idee zieht Kreise

Essen/Berlin (dpa) - Wikileaks steht unter großen Druck, doch die Idee der Enthüllungsplattform findet Nachahmer. Die WAZ-Mediengruppe ermöglicht Informanten seit Sonntag, übers Internet anonym Dokumente an die Redaktion zu schicken.

Ehemalige Wikileaks-Mitarbeiter wollen diese Woche ihr neues Projekt Openleaks an den Start bringen, das Organisationen wie Medien oder Gewerkschaften als toter Briefkasten dienen soll. Und in Indonesien versucht sich Indoleaks in Sachen Whistleblowing - bislang aber mit einigen technischen Problemen.

Der Name Openleaks lehnt sich an Wikileaks an, doch das Konzept der neuen Plattform unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom bekannten Vorbild. So wollen die Macher eingereichte Dokumente nicht selber veröffentlichen, sondern ein System toter Briefkästen einrichten, auf den Medien, aber auch Gewerkschaften oder Menschenrechtsgruppen Zugriff haben. Die Tippgeber bestimmten selbst, wer die Informationen erält. „Um die Macht der Seite einzuschränken, trennen wir die Übermittlung von der Veröffentlichung“, sagte Mitgründer Daniel Domscheit-Berg dem US-Magazin „Forbes“.

Das „open“ im Namen soll auch für mehr Transparenz stehen, wenn es um die eigene Organisation geht. Wenn die Einnahmen einmal für die Gehälter der Mitarbeiter reichen sollten, würde man diese transparent machen, sagte der zweite Openleaks-Kopf Herbert Snorrason der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) - ein Seitenhieb auf Wikileaks, das äußerst wenig über die eigene Organisation preisgibt. Bei der Finanzierung setzt das Portal zum einen auf Spenden, zum anderen auf Beiträge von den Kooperationspartnern. Diese sollen sich laut Snorrason auf 200 bis 500 Euro im Monat belaufen.

Domscheit-Berg und Snorasson arbeiteten lange für Wikileaks, stiegen aber nach Streitigkeiten mit dessen Gründer Julian Assange aus. Sie sehen sich trotzdem nicht als Konkurrenten des Australiers: „Worauf wir abzielen, ist so fundamental anders, dass wir uns nicht als Wettbewerber sehen“, sagte Domscheit-Berg.

Die WAZ-Gruppe (u.a. „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“, „Westfälische Rundschau“) will Informanten eine weitere Möglichkeit bieten, mit der Redaktion Kontakt aufzunehmen. Der Upload sei wie beim Online-Banking vollständig verschlüsselt und gesichert, schrieb David Schraven, Leiter des Ressorts Recherche.

Die Zeitungen der Gruppe würden die Dokumente nicht ungeprüft veröffentlichen, sondern als „Ausgangspunkt für weiterführende Nachforschungen“ verwenden. Der Schutz unbeteiligter Mitarbeiter von Behörden oder Organisationen sei dabei sehr wichtig, so Schraven.

Und dann wäre da noch Indoleaks, eine Enthüllungs-Plattform aus Indonesien, die am Freitag online ging. Der ostasiatische Klon von Wikileaks habe allerdings mit Startproblemen zu kämpfen, schreibt die Zeitung „The Jakarta Globe“: Ein Großteil der verlinkten Dokumente sei zunächst nicht abrufbar gewesen.

Öffnen konnten die Redakteure nur einen 35 Jahre alten Bericht, der ein Gespräch zwischen dem damaligen indonesischen Präsidenten Suharto und seinem US-Kollegen Gerald Ford über Ost-Timor wiedergab. Brisant ist das allerdings kaum. Zum einen stand das Dokument laut der Zeitung ohnehin nicht unter Geheimhaltung. Zum anderem sind die beiden Akteure längst tot, die frühere Provinz ist unabhängig.

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