DECT-Telefone kämpfen gegen Langweiler-Image

Berlin (dpa/tmn) - Die schicken Smartphones stehen seit Jahren im Rampenlicht - doch zu Hause telefonieren die Menschen eher über ihre schnurlosen Festnetz-Telefone. Auf den ersten Blick scheint sich in dem Bereich nicht viel zu tun - aber es gibt Innovationen.

Die Smartphones sind in den vergangenen Jahren immer leistungsstärker, dünner und schicker geworden. Sieht man sich im Elektromarkt aber nach einem Schnurlos-Telefon um, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein: Dieselben langen Reihen mit recht klobigen Plastik-Hörern in Schwarz oder Silber. Immerhin ist das Preisniveau merklich niedriger als vor einigen Jahren. Ansonsten aber nichts Neues in der Welt der Schnurlos-Telefone, die zu ungeliebten Stiefbrüdern der High-Tech-Handys zu verkommen drohen? Nicht so schnell: Auch bei den DECT-Telefonen bahnen sich einige Innovationen an.

Am sichtbarsten sind sie beim neuen Top-Modell der ehemaligen Siemens-Tochter Gigaset. Das SL910 ist äußerlich schwer von einem Smartphone zu unterscheiden. Es hat einen 3,2 Zoll großen Touchscreen, einen Metallrahmen und verzichtet auf die traditionellen Wähltasten. Per Outlook oder Mini-USB-Anschluss kann man die Outlook-Adressdaten synchronisieren. Das Adressbuch fasst bis zu 500 Einträge mit jeweils bis zu acht Telefonnummern. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 149 Euro liegt das SL910 allerdings deutlich am oberen Ende der Preisspanne - ein gewöhnliches schnurloses Telefon kostet je nach Ausstattung zwischen 30 und 80 Euro.

AVM, der Hersteller der FritzBox-Router, will von seinen Erfahrungen aus der Netzwerktechnik in der FritzFon-Modellreihe profitieren. Die Funktionen umfassen daher neben der Internet-Telefonie Voice-over-IP auch interne Gespräche, Rufumleitung, Halten und Dreierkonferenz. Die Geräte können RSS-Feeds, Internetradio und Podcasts empfangen. Außerdem kann man auf ihnen eingegangene E-Mails lesen und beantworten. Ein Farbdisplay gehört zur Ausstattung dazu. AVM positioniert die Geräte als „optimale Ergänzung“ zu seinen FritzBox-Routern mit DECT-Basisstation.

Der japanische Hersteller Panasonic setzt auf Umweltfreundlichkeit. Mit dem Eco Modus kann auf Tastendruck die Signalstärke und somit auch die Strahlung der Basisstation um 90 Prozent reduziert werden. Für eine Reichweite im normalen Hausgebrauch sei dieser Modus in der Regel ausreichend, betont Panasonic. Wenn man aber zum Beispiel im Garten telefonieren will, kann wieder auf die volle Reichweite umgestellt werden. Beim Design setzt der japanische Konzern auf seit Jahren bewährte Formen, die eingespielte Produktion erlaubt es, die Einsteigergeräte zu Preisen unter 30 Euro anzubieten.

Philips versuchte vor einigen Jahren, mit einem Design-orientierten Modell mit ungewöhnlicher Form und Kunstleder-Ummantelung zu punkten, setzt jetzt aber wieder auf schlichte klassische Formen. Stattdessen sollen viele Modelle mit Anrufbeantworter die Kunden locken.

Die Schnurlostelefon-Branche ist - besonders verglichen mit der rasanten Entwicklung bei den Handys - nicht gerade ein Hort der Innovationen, gibt ein Mitarbeiter eines Herstellers zu. Andererseits liege es auch daran, dass die Kunden bei den Schnurlos-Telefonen für zu Hause im Gegensatz zu den hochgerüsteten Smartphones nach wie vor allem eins wollten - einfach nur telefonieren.

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