Bericht: Ford-Chef Mulally Kandidat für Microsoft-Spitze

New York (dpa) - Ford-Chef Alan Mulally ist laut einem Medienbericht unter den führenden Kandidaten für den Spitzenjob beim Software-Riesen Microsoft. Der 68-Jährige sei zunächst nicht interessiert gewesen, habe aber zuletzt immer mehr Gefallen an der Idee gefunden.

Das berichtete das „Wall Street Journal“-Blog „All Things D“ am späten Donnerstag. Noch vor wenigen Wochen hatte er in einem E-Mail an das Blog betont, er konzentriere sich darauf, Ford zu lenken.

Der langjährige Microsoft-Chef Steve Ballmer hatte im August den Rückzug binnen zwölf Monaten angekündigt. Bei seinem letzten Auftritt als Chef bei der jährlichen Mitarbeiter-Veranstaltung konnte er nach Berichten von Teilnehmern seine Tränen nicht zurückhalten. Er habe den Song „Wanna Be Startin' Somethin'“ aufgelegt, wie bei seinem ersten Mitarbeiter-Treffen von 30 Jahren, berichtete das Tech-Blog „The Verge“.

Der für seine emotionsgeladenen Auftritte bekannte Manager sei dazu auf der Bühne herumgehüpft und habe „Der Sound von Microsoft!“ gerufen. „Sie arbeiten für das größte Unternehmen der Welt!“, habe er danach unter Tränen den versammelten rund 13 000 Mitarbeitern zugerufen. Ballmer verließ am Ende die Bühne zum Song „(I’ve Had) The Time Of my Life“, wie das „Wall Street Journal“ berichtete.

Ballmers Nachfolge steht noch nicht fest: Bisher wurde Nokia-Chef Stephen Elop als ein aussichtsreicher Kandidat gehandelt. Elop kehrt mit der Übernahme der Handy-Sparte von Nokia zu seinem früheren Arbeitgeber Microsoft zurück. Er sei weiterhin vorn im Rennen mit dabei, hieß es jetzt bei „All Things D“.

Aber in jüngster Zeit habe es eine Verschiebung zu Gunsten Mulallys gegeben, weil er viel Erfahrung bei der Neupositionierung von Unternehmen habe. Mulally kam zu Ford vom Flugzeugbauer Boeing, der ebenso wie Microsoft seinen Sitz in Seattle hat. Ein weiterer Bewerber sei der frühere Skype-Chef Tony Bates.

Der neue Microsoft-Chef wird von einem Sonderausschuss des Verwaltungsrates ausgesucht, dem auch Gründer Bill Gates angehört. Das Gremium wird von John Thompson angeführt, einem früheren Chef des Antiviren-Spezialisten Symantec. Thompson widersprach in einem Interview mit dem „Wall Street Journal“ der weit verbreiteten Ansicht, dass Gates bei der Auswahl das Sagen haben werde. Er habe zwar „enormen Respekt vor Bill“, sagte Thompson. Aber er habe die Rolle nicht angenommen, um Gates' Schachfigur zu sein.

Der neue Chef wird einen tiefgreifenden Umbau fortführen müssen, den bereits Ballmer im Sommer angestoßen hat. Der Konzern will sich unabhängiger von seinen Software-Produkten wie das PC-Betriebssystem Windows oder die Office-Büroprogramme machen und stärker auf das Geschäft mit Geräten und Diensten setzen. Noch-Microsoft-Chef Steve Ballmer hat starke persönliche Verbindungen zu Ford. Sein Vater war Manager bei der Ford Motor Company in Detroit.

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