Alles hört auf ein Kommando: die Universalfernbedienung

Berlin (dpa/tmn) - 1954 wurde Deutschland nicht nur zum ersten Mal Fußball-Weltmeister, in den wenigen TV-Stuben der jungen Bundesrepublik hielten auch die ersten Kabel-Fernbedienungen Einzug. Damals eine kleine technische Revolution.

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Mittlerweile stehen nach gfu-Schätzungen mehr als 125 Millionen per Fernbedienung steuerbare Unterhaltungselektronik-Geräte in den Haushalten hierzulande: Fernseher, Blu-ray-Player, Musikanlagen, DVD-Spieler oder Festplatten-Receiver. Und im vernetzten Haus kommen immer mehr Geräte hinzu: Lampen, Jalousien oder Überwachungskameras. Um alles bequem vom Sofa oder sogar von unterwegs aus zu steuern, bieten sich Universalfernbedienungen - physisch oder als App.

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„Je mehr Geräte sich mit der Universalfernbedienung steuern lassen, umso besser“, sagt Michael Pleininger vom Technik-Blog „Neuerdings.com“. „Eine Universalfernbedienung verdient ihren Namen nur dann, wenn sie wirklich alle vorhandenen Fernbedienungen ersetzen kann.“ Neben dem Funktionsumfang komme es auch darauf an, wie einfach sich diese Funktionen aufrufen und installieren lassen. Besonders komfortabel sind Modelle, die per USB an den PC angeschlossen und über ein Online-Tool eingerichtet werden (ab 50 Euro).

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Universalfernbedienungen können in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden: in vorprogrammierte und lernfähige Modelle sowie in höherwertige Signalgeber mit und ohne LCD- oder Touchscreen. Vorprogrammierte Modelle haben tausende Infrarotbefehle für ganz unterschiedliche Geräte von so gut wie allen gängigen Hersteller gespeichert. Die Programmierung erfolgt über einen Zahlencode. Oft reicht es, die Universalfernbedienung auf das Gerät auszurichten - und der geeignete Code wird dann automatisch gesucht.

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Konkurrenz kommt von Mobilgeräten: „Ich rate zur App: Die kostet nichts und Smartphone oder Tablet leuchten beim Bedienen“, sagt findet Peter Knaak von der Stiftung Warentest. „Das ist im schummrigen Fernsehlicht angenehmer, als auf einer neuen Fernbedienung nach der richtigen Taste zu suchen.“ So gut wie jeder Hersteller bietet für Android und iOS kostenlose Apps an, um entweder ein bestimmtes Modell oder gleich mehrere Gerätegattungen zu steuern. Voraussetzung ist, dass die Mobilgeräte ins selbe WLAN-Netzwerk wie das oder die zu steuernden Geräte eingebunden sind.

Höherklassige Smartphones und Tablets wie Galaxy S6 von Samsung, G4 und G Pad 8.3 von LG, die Xperia-Z-Serie von Sony oder One und One Max von HTC haben die Geräte auch ohne WLAN im Griff, da sie über ein Infrarotmodul verfügen. Wenn nicht schon ab Werk eine App zur Steuerung installiert ist, können Android-User etwa zu Gratis-Apps wie „IR Universal Remote 2.0“ oder „Twinone TV Remote“ greifen.

Praktisch können auch Infrarot-Nachrüstlösungen wie etwa der Smart Zapper von One for All (ab rund 35 Euro) oder der Harmony Ultimate Hub von Logitech (ab rund 70 Euro) sein. In Verbindung mit Apps verwandeln sie Smartphone und Tablets in eine Infrarot-Fernbedienung. Die Apps kommunizieren mit dem Adapter per Bluetooth (One for All) oder auch per WLAN (Logitech).

Ob physisch oder als App: Universalfernbedienungen sind in der Regel noch auf Unterhaltungselektronik ausgelegt. Eine eierlegende Wollmilchsau, die auch Licht, Rollos oder Küchengeräte im Griff hat, gibt es noch nicht. „Bisher ist Smart Home eine Insellösung, bei der jeder Hersteller seine eigene App macht“, weiß Peter Knaak. „Die Heizung hat eine, das Rollo eine andere.“ Eine universelle Steuerung sei gegenwärtig noch Zukunftsmusik. Allerdings stellten das Tablet oder gar der Fernseher eine gute Basis für die Steuerung der Haustechnik dar.

Reinhard Otter von der Fachzeitschrift „Das intelligente Haus“ rät aktuell noch zu separaten Lösungen Marke Eigenbau, wenn im Wohnzimmer oder im kompletten Eigenheim nicht nur Flat-TV und Receiver zentral gesteuert werden sollen. „Wer sich ein professionelles Heimkino einrichten möchte und den Komfort in seinem Haus ohnehin durch Smart-Home-Systeme erhöhen will, der kann durchaus Szenarien programmieren lassen, mit denen sich beispielsweise beim Fernsehen automatisch das Licht optimal anpasst“.

Allerdings sei dies ein Fall für Mediensteuerungs- oder Smart-Home-Systeme, für die spezielle Schnittstellen programmiert werden müssen. „Das geht aber über die Fähigkeiten der meisten Laien deutlich hinaus und ist deshalb eher für High-End-Lösungen geeignet.“

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