Zur Ehrenrettung der Sozialdemokraten

Belächelt, beschimpft, bemitleidet hat man die SPD. Welch ein Drama aber auch, welch ein Ringen. Zur Ehrenrettung der Sozialdemokraten muss man sich aber mal fragen, was wohl in der Union los wäre, wenn die Wahl um Wahl verloren hätte.

Zur Ehrenrettung der Sozialdemokraten
Foto: k r o h n f o t o . d e

Siehe Bayern, wo schon die Gefahr auf 40 (!) Prozent abzurutschen, wüste Diadochenkämpfe ausgelöst hat. Auch auf Bundesebene wird es dort nicht mehr so glänzen, wenn Merkel weg ist.

Eigentlich hat sich die SPD gut aus der Affäre gezogen. Sie hat eine sachliche, ja sogar beispielhafte Diskussion über eine Grundsatzfrage geführt: Wo beginnt und endet Verantwortung für das Ganze? Wo beginnt und endet das Interesse einer Partei? Gut gemacht?

Nun ja, Martin Schulz, der gewesene Vorsitzende nicht, der in der Schlussphase persönliche Interessen mit denen seiner Partei vermischt hat. Sigmar Gabriel ist sogar verletzend geworden. Und richtig gut war wohl auch die Funktionärsschicht nicht, die noch vor sechs Wochen beinahe sogar die Fortsetzung von Verhandlungen mit der Union torpediert hätte. Erst eine offenbar noch mit beiden Beinen im Leben stehende Basis hat wieder für Klarheit gesorgt, und zwar eindeutig: Natürlich wäre ein Nein der Anfang vom Ende der SPD gewesen. Zu einer verantwortungsbewussten Partei gehört es, Kompromisse zu machen. Jeder Kompromiss aber ist ein Verrat an den Idealen. Das macht Realpolitik so schwer für Idealisten. Linke und AfD haben dieses Problem nicht, sie vertreten einfach Maximalpositionen. Eine Volkspartei aber kann so nicht handeln, dann hat sie als Volkspartei keine Zukunft. Und es wird ihr auch nichts nützen, wenn sie versucht, unangenehmen Entscheidungen auszuweichen.

Die Erfolglosigkeit der SPD liegt nicht an Personen, es gibt keine Wunderführer. Der Grund liegt auch nicht am Programm und schon gar nicht an Programmen, die wie die Agenda 2010 nun wirklich schon 15 Jahre alt sind. Die Ursache liegt in erster Linie an der mangelnden Fähigkeit der Partei, zu ihren Kompromissen zu stehen und sie den eigenen Wählern und Anhängern zu vermitteln. Sie liegt an mangelndem Selbstvertrauen. Erst wenn die Sozialdemokraten begreifen, dass sie keinen Grund haben, für ihre Politik in Sack und Asche zu gehen, werden sie auch wieder gewinnen. Die Art der Entscheidungsfindung über die Groko war dafür ein guter Anfang.

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