Meinung Warum ist uns unser Essen so wenig wert?

Wir leben in einem Land, das mit hochwertigen Lebensmitteln bestens versorgt ist. Um die Lebensmittel herzustellen, gehen die Produzenten — ganz legal — mit den Tieren und der Umwelt sehr fragwürdig um.

Meinung: Warum ist uns unser Essen so wenig wert?
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Gammelfleisch, Rinderwahnsinn, Vogelgrippe, Dioxin — an Lebensmittel-Skandalen mangelt es nicht. Jetzt also giftbelastete Eier. Politiker versprechen lückenlose Aufklärung und die Verschärfung der Kontrollen. Bis das Thema in wenigen Wochen wieder in der Versenkung verschwunden ist. Zur Wahrheit gehört: Wir leben in einem Land, das mit hochwertigen Lebensmitteln bestens versorgt ist. Skandale sind die Ausnahme, nicht die Regel. Wahr ist aber auch: Um die Lebensmittel herzustellen, gehen die Produzenten — ganz legal — mit den Tieren und der Umwelt sehr fragwürdig um.

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Foto: dpa

Beispiel konventionelle Schweinehaltung: kaum Tageslicht, Betonspaltböden, 0,75 Quadratmeter Platz pro Tier. Blutig gebissene Schwänze, verkratzte Körper, vom Ammoniak entzündete Augen. Das gehört zum Alltag der Schweinehaltung in Deutschland, artgerecht geht anders. Aber das möchte niemand sehen oder hören. Entscheidend ist am Ende immer der Preis, den wir Verbraucher zu zahlen bereit sind. Und da gilt: besser billig. Steaks für neun Euro im Kilo, Milch für 60 Cent pro Liter, Orangen aus Südafrika für 1,50 je Kilo, zehn Eier für einen Euro. Weil wir Konsumenten da gerne zugreifen, diktieren wir die Bedingungen der Produktion. Die ökologische Landwirtschaft kommt dagegen nicht an. Trotz stetiger Zuwächse erreichen Bio-Produkte am Lebensmittel-Umsatz in Deutschland nur einen Anteil von fünf Prozent. Beim Fleisch liegt der Anteil deutlich unter zwei Prozent. Richtig: Kriminelle Machenschaften gibt es auch in der Öko-Branche. Aber die Chance auf eine art- und umweltgerechte Erzeugung der Lebensmittel ist größer.

An dieser Stelle kommt immer der Einwand, Bio-Produkte seien zu teuer. Wer darauf hinweist, sei daran erinnert, dass die Bundesbürger im Durchschnitt nur zehn Prozent des Einkommens fürs Essen ausgeben. Vor 50 Jahren waren es noch 40 Prozent. Hinzu kommt, dass Lebensmittel in kaum einem anderen Land Europas so günstig sind wie hierzulande. Als Urlauber jenseits der Grenze erleben das viele Bundesbürger in diesen Tagen wieder. Der Hauptgrund für die niedrigen Preise ist, dass das Aldi-Prinzip in Deutschland erfunden und bis zur Perfektion entwickelt wurde. Mehrere Discounter liefern sich einen brutalen Wettbewerb, der die Preise niedrig hält. Wer Tiere und Umwelt schonen will, hat es beim Einkaufen in der Hand. Billig muss nicht immer boomen.

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