Vertrauen ist gut, klare Regeln sind besser

Banken sind zunehmend Manipulationsvorwürfen ausgesetzt

Wer hätte je gedacht, dass ein demokratischer Staat einmal auf den Wahlspruch eines ausgewiesenen Antidemokraten zurückgreifen sollte? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser — mit dieser Maxime hat der sowjetische Führer Lenin alle Kräfte in seinem Riesenreich in Schach gehalten. Das ist freilich nicht uneingeschränkt nachahmenswert, aber im Falle der internationalen Finanzwirtschaft kann ein wenig Lenin offensichtlich nicht schaden. Wenn laut der staatlichen Aufsichtsbehörde Bafin immer mehr deutsche Banken dem Vorwurf ausgesetzt werden, den Markt zu manipulieren, dann ist mindestens Obacht geboten. Vor allem der Branchenprimus Deutsche Bank macht spätestens seit der Kirch-Pleite regelmäßig mit negativen Schlagzeilen Furore. Dass er auch an der Manipulation des Libor beteiligt gewesen ist, des Zinssatzes also, zu dem Banken sich weltweit gegenseitig Geld borgen, wundert schon niemanden mehr.

Darunter leidet aber eine ganze Branche. Mehr noch leiden jene, die den Banken ihr Geld anvertrauen — in der Hoffnung, dass es zumindest nicht an Wert verliert: Die Kleinanleger, die Wenigsparer sowie jene, die vom Bankgeschäft nicht viel verstehen, fast jeder also. Und die Banken selbst trifft es ebenso.

Deshalb helfen weder Generalverdacht gegen Institute noch elektronische Handfesseln für deren Beschäftigte. Die einzige Chance, Vertrauen wieder herzustellen, sind klare Regeln, ist Transparenz, sind Produkte, die sowohl der Käufer als auch der Verkäufer verstehen.

Die Globalisierung des Handels mit Aktien und Devisen hat Banken in aller Welt gezwungen, sich selbst immer wieder neu zu erfinden. Dabei scheint mit einigen auch in Deutschland zuweilen die Fantasie durchgegangen zu sein. Es ist Aufgabe der Politik, Fantasten mit Gesetzen wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Davor schreckte die schwarz-gelbe Bundesregierung zurück. Die große Koalition aber ist stark genug, es zum Wohle der Bürger, des Mittelstandes, der auf die Hilfe der Geldinstitute angewiesen ist, und letztlich für die Banken selbst mit der mächtigen Finanzwirtschaft aufzunehmen. Sie sollte es tun, ehe Deutsche Bank und Co. ihren letzten Kredit bei den Kunden verspielt haben.

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