Meinung Unterrichtsausfall - Die Karten müssen auf den Tisch

Wer erinnert sich nicht an das Glücksgefühl: Lehrer krank, die letzten beiden Stunden fallen aus. Doch wenn die Abschlussprüfung näher rückt, wird der Unterrichtsausfall zum echten Problem. Ein vielleicht lustloser oder in dem Fach einfach nicht kompetenter Vertretungslehrer hilft da auch nicht weiter.

Meinung: Unterrichtsausfall - Die Karten müssen auf den Tisch
Foto: Sergej Lepke

Und nicht alle Eltern können sich Nachhilfeunterricht leisten, durch den ihre Kinder Versäumtes aufholen.

Bisher hat die Schulpolitik in NRW, die beim Regierungswechsel vor gut einem Jahr durchaus eine Rolle spielte, den Kopf in den Sand gesteckt. Ergebnisse von Stichproben, die einen Unterrichtsausfall von 1,7 oder 1,8 Prozent Glauben machen wollten, ließen Eltern mit dem Gefühl zurück, verschaukelt zu werden. Was wirklich ist, bekommen sie doch allwöchentlich plastisch vor Augen geführt.

Es ist verständlich, wenn Schulen nicht begeistert sind, dass sie eine Statistik über den Unterrichtsausfall führen sollen. So wird offenbar, wie viele Stunden tatsächlich ausfallen. Sie fürchten eine im Wettbewerb um neue Schüler schädliche Prangerwirkung. Mag sein, dass manch einer mit gezinkten Karten spielen wird. Wer kann schon kontrollieren, ob die Schulen bei ihrer Meldung ans Ministerium ehrlich sind? Groß ist die Verlockung, die Statistik zu schönen, um besser dazustehen. Auch wird zusätzlicher Verwaltungsaufwand auf die Schulen zukommen, wenn sie wöchentlich ihre Daten erheben müssen.

Doch die Vogel-Strauß-Haltung hilft doch auch nicht weiter. Erst wenn offensichtlich wird, wo es besonders hakt, kann gegengesteuert werden. Statt Geheimniskrämerei und Durchwursteln mit offensichtlich falschen Werten müssen die Fakten über den Unterrichtsausfall auf den Tisch. Das liegt am Ende auch im Interesse der Lehrerverbände. Haben sie dann doch stärkere Argumente auf ihrer Seite — bei ihrer Forderung nach mehr Personal. Und diese Forderung wird kommen, da wird sich auch die Schulministerin mit ihrer Transparenzoffensive nichts vormachen.

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