Turbo-Abitur: Wahlmöglichkeit sollte erhalten bleiben

Eltern-Initiative in NRW fordert Rückkehr zu G 9

Ein Kommentar von Madeleine Gullert.

Ein Kommentar von Madeleine Gullert.

Foto: Thome, D. (dth)

Sehr laut fordert die Elterninitiative „G 9 jetzt“ die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren an den weiterführenden Schulen für Nordrhein-Westfalen, genauer: die Wahlmöglichkeit für G 8 oder G 9. Tatsächlich aber besteht diese Wahlmöglichkeit bereits. Eltern können ihre Kinder an Gesamtschulen anmelden, an denen das Abitur stets nach neun Jahren abgelegt wird.

Der Zuspruch für die Gesamtschulen in NRW zeigt, dass es bei Eltern und Schülern einen Bedarf für das längere Lernen gibt. Unter diesem gesellschaftlichen Druck — meist sind Kritiker lauter zu hören als Befürworter — hat Landesschulministerin Sylvia Löhrmann für kommende Woche einen Runden Tisch einberufen. Es geht um die „Entlastung“ der Schüler.

Das geschieht aber schon längst: Schon heute werden die zu erreichenden Punktzahlen für bestimmte Noten gesenkt. Außerdem gibt es an vielen Schulen keine blauen Briefe mehr für dreimaliges Hausaufgabenvergessen. Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Nun fordert der Grünen-Landesparteichef auch noch weniger Hausaufgaben und entschlackte Lehrpläne. Doch das ist nicht der richtige Weg. Denn es kann keine ernst gemeinte Lösung sein, die Leistungsanforderungen immer weiter zu senken.

In anderen Ländern schaffen es Kinder auch seit langem in acht Jahren zum Abitur — dort ist allerdings das System grundlegend anders. In Frankreich beispielsweise leisten Kindergärten mehr Bildung als hierzulande. Kinder lernen mit fünf Jahren in der Vorschule schon langsam lesen und schreiben. Auch in den — bei den Pisa-Tests stets gelobten — skandinavischen Ländern ist der Besuch einer Vorschule üblich. In diesen Ländern ist der Ganztag zudem lange erprobt und gut umgesetzt.

Tatsächlich gibt es auch in NRW immer mehr Schüler mit einem Einserabitur — was hoffentlich nicht nur an gesunkenen Standards liegt. Eltern sollten deshalb weiterhin die Wahlmöglichkeit haben, welchen Weg sie für ihr Kind wählen und welchen es schaffen kann. An Löhrmanns Rundem Tisch sollte deshalb die weitere Ausgestaltung von G 8 im Fokus stehen. Das schnelle Abitur darf kein Schmalspur-Abitur werden.

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