Meinung Trumps Zeitenwende

Donald Trump bleibt sich treu. Wer sicher war, sein rüpelhaftes Verhalten im Wahlkampf werde mit der Entscheidung vom 8. November zu Ende sein, muss umdenken. Ehrfurcht vor dem Amt kennt der bald mächtigste Mann der Welt nicht.

Er spricht so, wie er sonst twittert. Die US-Präsidentschaft wird Trump nicht verändern, sondern er die Präsidentschaft. Er beleidigt Journalisten, verbietet ihnen, Fragen zu stellen. Ein Unding. Aber schaden wird es dem Noch-Immobilienunternehmer nicht, weil diese Art vielen Amerikanern gefällt. Trump reklamiert Wahrheit und Klarheit für sich, obwohl er wiederholt der Lüge überführt wurde. Egal, in Trumps Welt sind das alles nur Fake News — Falschmeldungen.

Es scheint so, als würden die Vereinigten Staaten bald von einem Verrückten regiert. Jemand, der beispielsweise die Einwanderung mexikanischer Staatsbürger in die USA verhindern will, indem er eine Mauer zwischen beiden Ländern bauen lässt, die Mexiko bezahlen soll. Was für ein Blödsinn. Nichts spricht dafür, dass Mexiko die Kosten trägt. Und Trump scheint auch keinen Plan zu haben, um das Nachbarland in die Knie zu zwingen. Trotzdem verfügt der künftige US-Präsident über einen Kompass. Die Mauer wird kommen, sie dient als Symbol dafür, dass Trump illegale Einwanderung stoppen kann. Nur darauf kommt es an. Nach der Finanzierung fragt später kaum noch jemand.

Eine Strategie lassen auch Trumps Äußerungen zu China erkennen. Er ist nicht bereit, den weiteren militärischen und wirtschaftlichen Aufstieg des Riesenreichs einfach hinzunehmen. Trump will die Annäherung an Russland. Beides bedeutet eine radikale Abkehr von der bisherigen Außenpolitik der USA. Trump läutet eine Zeitenwende ein. Für Europa heißt das: Die Schutzmacht USA verlangt von den Partnern in der Nato mehr Eigenleistung, das militärische Komfortpaket gibt es nur noch zum doppelten oder dreifachen Preis. Die genaue Zahl kommt bald via Twitter.

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