Meinung Trump oder die feindliche Übernahme der Vereinigten Staaten

Was sich in diesen Tagen in den USA abspielt, wirkt wie die feindliche Übernahme eines Landes durch den demokratisch gewählten Präsidenten. Donald Trump setzt nicht nur in einem unfassbaren Tempo seine Wahlversprechen um.

Meinung: Trump oder die feindliche Übernahme der Vereinigten Staaten
Foto: Nele Eckers

Mit dem Einreisestopp für Muslime aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten geht er sogar darüber hinaus. Diese staatliche Diskriminierung lässt Sympathisanten des Islamischen Staates in den sozialen Netzwerken jubeln, weil es den Muslimen in den USA nun sicher noch leichter falle, sich der Terrorgruppe anzuschließen. Wohl wahr.

Gegen den Widerstand fast aller Experten in der US-Administration unterschreibt Trump täglich neue Dekrete, die die Welt aus den Angeln heben könnten. Der entscheidende Kopf hinter diesen Texten ist Stephen Bannon, einst Chef der rechtspopulistischen Internetseite „Breitbart“. Laut Bannon wurde Amerika durch den Freihandel und die illegale Einwanderung ruiniert. Die Globalisierung sei Gift für das Land und müsse gestoppt werden. Es gelte, das Establishment aus Politikern, Lobbyisten, Bankern und Medienleuten endlich zu entmachten. Trump scheint seinem Chefstrategen in dieser Haltung praktisch blind zu folgen. Alles, was der neue US-Präsident sagt und tut, folgt dem nationalistischen Gedankengut der „Breitbart“-Welt. Angesichts dieser Zeitenwende in Washington kann einem wahrlich angst und bange werden. Zumal keineswegs sicher ist, dass der Kongress dem Treiben Trumps mit seinem Budgetrecht Einhalt gebietet.

Vor allem wir in Deutschland haben allen Grund, uns Sorgen zu machen. Denn die Bundesrepublik erzielt im Handel mit den Vereinigten Staaten einen gewaltigen Überschuss von etwa 75 Milliarden Dollar. Trump will das mit Strafzöllen begrenzen. Deutschland kann nicht mit gleicher Münze heimzahlen: Wir brauchen den US-Markt, umgekehrt ist das nicht so. Bei einem Handelskrieg wäre Deutschland also der große Verlierer. Das gilt im Übrigen auch für China und Mexiko. Amerikanische Unternehmen liefern nun mal seit jeher wenig Waren an den Rest der Welt, weil sie ihre Produkte im eigenen Land absetzen können. Was folgt daraus? Nichts Gutes. Es bleibt nur die vage Hoffnung, dass das Duo Trump/Bannon irgendwann offene Ohren für kluge Ratschläge hat. Diesen zum Beispiel: Die Abschottung des Landes schadet auf Dauer auch Amerika selbst.

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