Transparenz kommt nicht von allein

Das Krankenhaussystem gehört auf den OP-Tisch

Ein Kommentar von Olaf Steinacker.

Ein Kommentar von Olaf Steinacker.

Foto: Young David (DY)

Zu den Eigenarten des deutschen Gesundheitssystems gehört die Unfähigkeit der beteiligten Akteure, an einem Strang zu ziehen. Meist ist das Gegenteil der Fall, was immer dann deutlich wird, wenn es um Geld oder um Probleme geht. Das ist in der Branche allerdings meistens so, weil der Mammon immer knapp ist und die Probleme stets diejenigen sind, die die Anderen verursacht haben.

Gut zu sehen ist das am Krankenhaus-Report der AOK. Da legt einer der Akteure, hier eine Krankenkasse, Zahlen auf den Tisch. Die sind acht Jahre alt und basieren auf internationalen Studien, die eine Patienten-Organisation zusammengetragen hat. Nun kommen zwei weitere Akteure, Krankenhausgesellschaft und Ärztelobby, und wittern dahinter ein windiges Manöver der Krankenkasse, um im Handstreich das Krankenhaussystem umzuoperieren.

Es muss zwar kein Handstreich sein, aber eine Reform des Systems tut Not. Nicht zuletzt, um Behandlungsfehler zu vermeiden. Der Ansatz der AOK und anderer Kassen für die Krankenhäuser heißt dabei Spezialisierung. Wo Ärzte mit viel Erfahrung operieren, da sinkt das Risiko für Fehler. Viel Expertise kommt nun einmal durch viele behandelte Fälle.

Viel wichtiger ist aber Transparenz beim Umgang mit Fehlern. Die gängigen Melde- und Qualitätssicherungssysteme taugen zumindest für diejenigen Patienten nichts, die auf der Suche nach einer Klinik sind. Die viel beschworenen Qualitätsberichte der Kliniken sind Luftnummern; weiße Listen oder Rankings sind beeinflussbar und häufig dubioser Herkunft.

Transparenz kommt allerdings nicht von allein. Die schwarz-roten Koalitionäre wollen deshalb ein Qualitätsinstitut gründen, das die Patientendaten nach einer erfolgten Behandlung auswerten soll. Bei schlechter Qualität drohen Abschläge bei der Finanzierung. Es wäre ein neuer, ein weiterer Akteur im Gesundheitswesen, und das allein ist gewiss kein Heilsversprechen, sondern klingt wie ein Placebo. Aber es ist immerhin ein Ansatz, der Erfolg verspricht. Was für den Patienten dabei am Ende rauskommen muss: eine unabhängig erstellte und vor allem nachvollziehbare Vergleichsliste mit Behandlungserfolgen der einzelnen Kliniken.

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