Meinung Tauber und sein Minijobber-Tweet - Von der Erde zum Mond

Peter Tauber hat sich entschuldigt — und das ist richtig so. Aber: Das ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen hat der vermaledeite Tweet des CDU-Generalsekretärs einen schonungslosen Einblick gewährt, wie entrückt manche Politiker sind.

Karriere gemacht, vielleicht auch noch einen Doktortitel, vor der Tür steht der Dienstwagen und im Büro sorgen Mitarbeiter dafür, dass man einigermaßen erfolgreich politisch tätig sein kann.

Keine Frage, das erreicht man nicht ohne Leistung. Aber auf diese Weise wird die Distanz zur Lebenswirklichkeit vieler Menschen schnell so groß wie die Entfernung von der Erde bis zum Mond. Zwangsläufig, wenn man sich nicht bemüht, mal in die Niederungen des Landes hinabzusteigen.

Es gibt Menschen — auch im wirtschaftlich erfolgreichen Deutschland — die sich anstrengen und bei denen es trotzdem nicht reicht, um „gut und gerne“ zu leben, wie die Union in ihrem Wahlprogramm der Nation verspricht. Dazu gehören viele Minijobber oder Aufstocker. Qualifikation, Aus- und Weiterbildung schützen davor, das ist richtig. Aber sie sind noch lange keine Garantie für den Aufstieg.

Peter Tauber sollte das eigentlich wissen, zumal er gerne von sich behauptet, den Kontakt zur Basis zu haben — und eben nicht vollständig verloren zu haben. Umso abgehobener wirkt seine Äußerung beim Kurznachrichtendienst Twitter, der ein verlässlicher Seismograph für Gedanken ist, die nicht mehrfach durch die Autorisierungsstuben der Partei gewandert sind. So kann man dem Generalsekretär und allen Politikern nur raten: Erst nachdenken, dann twittern. Der Kurznachrichtendienst verleitet dazu, schnell mal eben das hinauszuposaunen. Oft endet das zu Recht im Shitstorm. Es sei denn, man möchte daraus ein politisches Prinzip machen und so werden wie US-Präsident Donald Trump, der alles und jeden bei Twitter verunglimpft. Aber das kann man sich bei Tauber eigentlich nicht vorstellen.

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