Stahl statt Beton für mehr Sicherheit

Marode Leitplanken entlang der Autobahnen

Es geht um viel Geld: 2200 Kilometer Autobahn allein in Nordrhein-Westfalen bilden einen lohnenden Markt. Fast überall finden sich noch veraltete Stahlleitplanken, die ausgetauscht werden müssen. Und immer wieder lautet dann die Frage, ob Beton oder Stahl verwendet wird, um die Sicherheit der Autofahrer zu gewährleisten. 60 bis 200 Euro kostet ein Meter Betonschutzwand — je nach Ausführung und Schutzklasse. Leitplanken aus Stahl sind günstiger zu haben. Bislang hat Beton trotzdem oft die Nase vorn, weil die Leitplanken aus diesem Material quasi als wartungsfrei gelten. Und weil sie — anders als Stahl — nach Unfällen nicht repariert oder ausgetauscht werden müssen.

Angesichts der Risse in den NRW-Betonschutzwänden sieht die Kostenrechnung jetzt anders aus. Offensichtlich sind die Leitplanken nicht so unverwüstlich, wie die Betonlobby behauptet hat. Es wird uns Steuerzahler teuer zu stehen kommen, die Schäden reparieren zu lassen. Wohlgemerkt: Es handelt sich um Bauelemente, die erst acht bis zehn Jahre alt sind.

Unabhängig von den Kosten stellt sich die Frage, warum die Argumente gegen Leitplanken aus Beton bei Politikern und Planern so wenig Gehör finden. Crashtests zeigen, dass die Gefahr schwerer oder gar tödlicher Verletzungen bei der Kollision mit diesem Material höher ist. Hinzu kommt, dass Leitplanken aus Stahl bei einem Unfall mit Bussen oder Lastwagen inzwischen ähnlich widerstandsfähig sind wie Schutzwände aus Beton. Um den Durchbruch eines 40-Tonners auf die Gegenseite der Autobahn zu verhindern, ist Beton also nicht zwingend.

Und was ist mit der Befindlichkeit vieler Autofahrer? Sie sind mit einem mulmigen Gefühl unterwegs, wenn direkt neben ihnen auf der Autobahn eine Betonwand steht, die bei Berührung keinen Millimeter nachgibt. Zu mehr Sicherheit im Umgang mit dem Auto trägt das vermutlich nicht bei. Wie bedrohlich Betonelemente wirken können, lässt sich erleben, wenn sie an Baustellen auf der Autobahn zum Einsatz kommen. Dort ist es dann extrem eng, die Fahrer haben den Eindruck, in einen sich verengenden Trichter zu fahren. Zu sinkenden Unfallzahlen führt das nicht.

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