Salafisten: Ein Verbot alleine reicht nicht

Die Bundesregierung will gegen Salafisten vorgehen.

Sie verstehen sich als die wahren Vertreter des Islam. Salafisten folgen einer strengen Form des Islam, die strikt Gut und Böse trennt und keinen Zweifel kennt. „Die wahre Religion“ heißt entsprechend die — übrigens sehr professionell gemachte — Internetseite des deutschen Konvertiten und salafistischen Predigers Pierre Vogel. Name und Inhalt der Seite bringen das Credo der Salafisten auf den Punkt: Wahr ist nur die Religion, die sich buchstabengetreu an den Koran und an das vorbildhafte Verhalten des Propheten Mohammed hält — alles andere ist unwahr.

Genau das macht den Salafismus für unsichere und Halt suchende Seelen so attraktiv: Man kann sehr einfach diesen strikten Auslegungen des Koran folgen, ist dann gleichsam über Nacht aller Sünden ledig und hat „die Wahrheit“ und Gott auf seiner Seite.

Dadurch wird selbstverständlich noch niemand zum Terroristen. Gefährlich wird es aber, wenn sich diese „wahren Gläubigen“ von der übrigen „sündigen“ Welt abkapseln und — angestachelt von Hasspredigern — irgendwann glauben, den Islam „verteidigen“ zu müssen. Dies hat eine Studie der New Yorker Polizei über „homegrown terrorists“ (hausgemachte Terroristen) eindrucksvoll nachgewiesen.

Auch nach einem Bericht der Innenministerkonferenz sind fast alle gewalttätigen Islamisten in oder aus Deutschland zuvor mit dem Salafismus in Berührung gekommen: So etwa die Sauerland-Gruppe, die Terroranschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland plante, oder jüngst der 21-jährige Arid Uka, der am Frankfurter Flughafen auf US-Soldaten schoss und zwei von ihnen tödlich verletzte.

Mit einem bloßen Verbot ist dem Salafismus aber kaum beizukommen. Zumal dies mit der grundgesetzlichen Religionsfreiheit nur schwer in Einklang zu bringen sein dürfte. Man kann jedoch zumindest versuchen, über Informationskampagnen potenzielle Salafismus-Konvertiten von diesem Glaubensübertritt abzuhalten.

Außerdem kann man gesetzliche Möglichkeiten schaffen, um erkannte ausländische Hassprediger schneller und effizienter als bisher des Landes zu verweisen. Mit Hasspredigern à la Pierre Vogel, die einen deutschen Pass besitzen, werden wir allerdings auch künftig leben müssen — auch wenn’s schwerfällt.

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