Rentensystem: Schluss mit der Flickschusterei

Beirat des Wirtschaftsministeriums lehnt die Zuschussrente ab.

Geflickt ist nicht repariert. Und was sich die Bundesregierung in den vergangenen Jahren in der Rentenfrage geleistet hat, ist noch nicht einmal geflickt.

Dass Arbeitsministerin Ursula von der Leyen jetzt vom Fachbeirat des Wirtschaftsministeriums schriftlich bekommen hat, dass ihre Zuschussrente haargenau in die falsche Richtung geführt hätte, ist Beleg für diese These.

Die Experten sagen, was eigentlich alle längst wissen: Wer im Alter eine auskömmliche Rente beziehen will, muss in der Jugend einen Beruf erlernt haben und bis zur Rente zu vernünftigen Konditionen beschäftigt worden sein. So einfach ist das.

Und so schwer. Denn das Leistungsniveau viel zu vieler Schüler ist so schwach, dass es für eine Lehre nicht reicht. Damit beginnt die Abwärtsspirale. An deren Ende steht ein Rentnerdasein in Armut. Diese Karrieren sind schon beklagenswert genug — nicht zuletzt auch deshalb, weil sie mit höheren Investitionen in das Bildungssystem in den meisten Fällen zu vermeiden wären.

Fast noch beklagenswerter sind jene, die ihr Leben lang gearbeitet haben und dennoch nicht genügend Rente bekommen. Warum? Weil sie geringfügig beschäftigt und deshalb nicht in der Lage waren, sich zusätzlich für den Lebensabend abzusichern. Oder weil sie ihr halbes Leben lang Kinder großgezogen und betreut haben, was der Staat nur mit Almosen belohnt.

Gegen all diese Phänomene gibt es Mittel. Die Flut der 400-Euro-Stellen nützt zwar der Arbeitsmarktstatistik, aber der Arbeitnehmer verliert gleich doppelt: das erste Mal, weil er sehr wenig verdient, das zweite Mal, weil er keine brauchbaren Rentenansprüche erwirbt. Das führt geradewegs in die Altersarmut.

Deshalb muss es das Ziel einer jeden Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik sein, dass jeder Arbeitnehmer von seinem Einkommen leben und für seine Rente vorsorgen kann (und muss).

Wenn erziehende Mütter oder Väter dann auch noch spürbare Rentenboni pro Kind erhielten, wäre vielleicht sogar die Familie wieder ein passabler Lebensentwurf für viel mehr junge Paare — auf dass sie künftige Mitglieder der Rentenversicherung zeugten und aufzögen.

Flickschusterei am an sich beispielhaften Rentensystem in Deutschland wäre dann nicht mehr nötig.

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