Meinung Reine Schadensbegrenzung

NRW-Verkehrsminister Groschek sagt es selbst: Die Leverkusener Rheinbrücke ist zum Symbol für vernachlässigte Verkehrspolitik geworden — und für das falsche Setzen von Schwerpunkten. Zu lange sei an dieser wichtigen Stelle, der Infrastruktur, gespart worden.

 Nele Dohmen

Nele Dohmen

Foto: Dirk Jochmann-Germany-47807 Kref

Wohl gesprochen. Es drängt sich da nur die Frage auf, wie es denn sein konnte, dass seit dem finalen Fahrverbot für Lkw im Jahr 2014 bis Mittwoch so unglaublich viele Lkw ungehindert und oft auch ungestraft über die Bröckel-Brücke fahren konnten. Zuletzt waren es 150 pro Tag. Jetzt, kurz bevor die Brücke ganz gesperrt werden muss, wird mit quietschenden Reifen die Handbremse gezogen: Die Lkw-Sperranlage muss her. Für 4,5 Millionen Euro. Klingt, als sei auch hier etwas verschleppt worden. Die Konsequenzen sind nun erlebbar, die Brücke ist ein so hoffnungslos kranker Patient, man möchte fast filmreif seufzen: „Wir können nur noch beten.“

Tatsächlich scheint das Konzept um die Leverkusener Brücke und die Sperranlage fast nur auf dem Prinzip Hoffnung gebaut: Das NRW-Verkehrsministerium hofft, dass die Rheinbrücke bis zum Neubau 2020 durchhält. Die Kommunen hoffen, genug Polizei an die Sperranlagen schicken zu können, um eventuelle Verkehrssünder überhaupt belangen zu können.

Und auch Straßen NRW hofft, dass die Begrenzung auf Tempo 40 staufrei über die Bühne geht. „Wenn alle gleichmäßig fahren, dann kann der Verkehr fließen“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek von der Direktion. Nach diesem theoretischen Ansatz müsste aber auch endlich mal das Reißverschlusssystem funktionieren — und Hummeln würden mangels mathematisch nachweisbarer Flugfähigkeit vom Himmel fallen.

Die Sperranlage ist teure Schadensbegrenzung, die niemals gegenfinanziert werden kann. Die Strafen für Verweigerer wurden zwar drastisch erhöht, wurden aber nie konsequent eingetrieben. Und Besserung in dieser Sache ist nicht in Sicht.

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