Meinung Rassismus im Fußball kein vereinzeltes Phänomen

Am Montag spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Stuttgart gegen Norwegen. Die Partie verspricht sportlich eher begrenzten Nervenkitzel, außer Bundestrainer Joachim Löw überrascht seine eigene Mannschaft mit weiteren Experimenten.

Meinung: Rassismus im Fußball kein vereinzeltes Phänomen
Foto: Nanninga, Bernd (bn)

Aber selbst wenn er den Gegner durch eine extrem offensive Aufstellung zu flottem Konterfußball einlädt wie am Freitagabend in Prag, gewinnt Deutschland in dieser Qualifikationsgruppe alle Spiele. Nein, auf dem Weg zur WM 2018 in Russland kann das DFB-Team nicht mehr scheitern. Nicht einmal an sich selbst.

Dafür ist das Spiel nun auf andere Weise mit Symbolik aufgeladen. Rund 200 deutsche Zuschauer haben sich in Prag derart übel gebärdet, dass die Nationalspieler den üblichen Gang in die Fan-Kurve verweigerten. Sich bei Anhängern bedanken, die „Sieg Heil“ rufen und namentlich den Leipziger Profi Timo Werner beschimpfen? Das wäre in der Tat ein falsches Signal gewesen.

Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel hat eine unmissverständliche Haltung eingenommen. „Wir werden niemals faschistische, rassistische, beleidigende oder homophobe Schlachtrufe dulden“, erklärte Grindel und bezog sich damit auf Spiele des Aushängeschilds Nationalmannschaft. Dieser Satz ist jedoch insofern interessant, weil solche Schlachtrufe in einigen deutschen Fußballstadien durchaus immer mal wieder zu hören sind. Und darüber gerne auch mal hinweggehört wird. Weil die Vereine um den eigenen Ruf und der Fußball um sein Image fürchtet. Manche Klubs haben Mühe, sich der Unterwanderung der Fan-Szene durch rechtsextreme Gruppen zu erwehren. Wenn Grindels Aussage so zu verstehen wäre, dass der DFB auch im Liga-Spielbetrieb auf Neonazi-Gesänge unmissverständlich reagiert und Vereinen im Kampf gegen solche Gruppen mehr Unterstützung bietet, hätte der beschämende Auftritt eines Teil der deutschen Zuschauer in Prag womöglich sogar einen positiven Effekt.

Vermutlich wird am Montag in Stuttgart trotz der verbreiteten Fan-Kritik am DFB eine freundlichere Stimmung herrschen. Aber auch die schönste LaOla sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rassismus und Homophobie im Fußball kein vereinzeltes Phänomen bei Länderspielen im Ausland sind. Die immer wieder gerne verwendete Formel von den wenigen „Chaoten“, die ja angeblich gar keine Fußball-Fans sind, zeugt letztlich nur von Hilflosigkeit.

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