Meinung Präsident Erdogan und die Ursachen des Terrors

Seit Beginn des Jahres kamen mehr als 100 Menschen bei Terroranschlägen in der Türkei um. Die Botschaft der Attentäter kann klarer nicht sein: In diesem Land ist niemand mehr sicher, jeder kann zum Opfer werden.

Alles spricht dafür, dass Dschihadisten des Islamischen Staates hinter dem jüngsten Anschlag stecken. Die Ausführung erinnert an die Morde auf dem Brüsseler Flughafen im März, als sich ebenfalls Selbstmordattentäter in die Luft sprengten. Der IS-Terror richtet sich gegen Zivilisten. So war es auch im Januar, als zwölf deutsche Urlauber von IS-Kämpfern getötet wurden. Kurdische Terror-Gruppen greifen dagegen meist militärische Ziele oder Polizisten in der Türkei an.

Präsident Recep Tayyip Erdogan trägt mit seiner verantwortungslosen Politik erheblich dazu bei, dass die Terroristen die Türkei im Visier haben. Lange Zeit war dem angeblich so starken Mann vom Bosporus jedes Mittel zum Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad Recht. Über Jahre ließ Erdogan IS-Kämpfer ungestört durch die Südtürkei nach Syrien reisen, um den Kampf gegen Assad zu befeuern. Auch Waffenlieferungen waren kein Problem. Erst nach massivem Druck aus den USA und Europa hat die Türkei ihre Unterstützung für radikal-islamistische Gruppen in Syrien aufgegeben. Seitdem gilt Ankara als festes Mitglied der internationalen Anti-IS-Koalition und die Türkei wurde zum Topziel für Anschläge des Islamischen Staates.

Wo die Angst umgeht, bleiben die Touristen fern. Schon vor den jüngsten Morden in Istanbul hat die Türkei das sehr schmerzhaft zu spüren bekommen. Die Not ist so groß, dass Erdogan sogar seinen Streit mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin beizulegen versucht, indem er sein Bedauern über den Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei äußerte. Russische Touristen gehören zu den wichtigsten Urlaubergruppen in der Türkei. Nach dem Abschuss hatte Russland alle Charterflüge eingestellt.

Lassen sich Flughäfen besser gegen Terror schützen? Gerne wird auf den Ben-Gurion-Airport in Israel verwiesen. Dort mischt sich das Sicherheitspersonal unerkannt unter die Passagiere. Kontrollen gibt es, bevor die Leute die Gebäude betreten. Das System gilt als effizient. Nur: Am Ben Gurion gibt es im Jahr 16 Millionen Passagiere. Große Flughäfen wie Atatürk zählen mehr als 60 Millionen. Eins zu eins lassen sich die Konzepte deshalb nicht übertragen. Leider.

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