Personaldebatte: Die drei Fragezeichen der FDP

Die Tage von Westerwelle als Parteichef sind gezählt

Nach außen bemüht sich die FDP-Führung trotz der Wahlniederlagen von Stuttgart und Mainz derzeit um Normalität. In der Partei aber brodelt es. Während Parteichef und Außenminister Guido Westerwelle am Donnerstag nach China abreiste, mehren sich die Stimmen aus den Reihen der Liberalen, die seinen Rückzug fordern. Seine Tage an der Spitze der Partei sind insbesondere nach der Schicksalswahl in Baden-Württemberg gezählt. Allein — bislang fehlt die überzeugende Nachfolgelösung.

Es sind drei junge Männer, auf denen die Hoffnungen vieler Liberaler ruhen. Generalsekretär Christian Lindner, Gesundheitsminister Philipp Rösler und der Chef der NRW-FDP, Daniel Bahr. Ihre Namen fallen, wenn über die Besetzung von Spitzenpositionen geredet wird — denn neben Westerwelle gelten auch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und Fraktionschefin Birgit Homburger als angeschlagen. Das Dreierteam soll die Partei aus der Defensive bringen — mit einer inhaltlichen Neuaufstellung nach personellen Rochaden.

Dabei darf Lindner getrost als Kronprinz gelten. Er ist das größte Talent der Partei, rhetorisch gewandt, in der Partei beliebt und thematisch breit aufgestellt. Doch der Wermelskirchener hält sich wie Bahr und Rösler zurück. Keiner wagt, seinen Hut gegen Guido Westerwelle in den Ring zu werfen, der alle drei in den vergangenen Jahren förderte.

Mögliche Gründe dafür gibt es viele: Loyalität gegenüber dem politischen Ziehvater, die Sorge, sich als junger Politiker in einer schwierigen Phase die Finger zu verbrennen und die Karriere damit schnell wieder zu beenden. Oder einfach Abwarten, wie heftig der Gegenwind für Westerwelle noch wird — und wie breit die Rückendeckung für einen potenziellen Nachfolger.

Gedankenspiele, Brüderle könnte als Übergangsvorsitzender den Weg für Lindner bereiten, dürften nach der Protokollaffäre beendet sein. Neu im Spiel für diese Aufgabe ist Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Westerwelle hat allerdings auch die Chance, durch eine enge Einbindung von Lindner, Rösler und Bahr ins Führungsteam seine Position als Vorsitzender vorerst zu retten — um dann den Übergang zum Kronprinzen zu moderieren.

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